Inflation fördert das Teilen

Inflation fördert das Teilen
Warum neue Mobilitätskonzepte derzeit Rückenwind haben. Ein Gastkommentar von Leroy Hofer.

Die hohe Inflation beschleunigt den Umstieg auf alternative Mobilitätskonzepte, die nicht zuletzt durch ihre Kosten/Nutzen-Rechnung punkten.

Der Trend zum Carsharing erfährt derzeit durch die hohe Inflation zusätzlichen Rückenwind und springt von einer vorwiegend jungen User-Gruppe, die Verkehrsmittel bedarfsorientiert verwendet und auf ihren ökologischen Fuß- bzw. Reifenabdruck achtet, nun vermehrt auf ältere Generationen über, für die in Mobilitätsfragen meist eine Kosten/Nutzen-Rechnung den Ausschlag gibt.

Diese Entwicklung ist wenig verwunderlich, schließlich macht Mobilität den zweitgrößten Kostenpunkt in Österreichs Haushalten aus. Nur die Ausgaben für Wohnen (inklusive Strom und Wasser) sind höher.

Lange wurde Carsharing als exotisches Extra im breit gefächerten Shared-Mobility-Angebot von Großstädten wahrgenommen. Die Autos waren im Vergleich zu den ubiquitären Leihscootern und Citybikes nur in kleiner Menge vorhanden und weit weniger sichtbar. Die Zeiten haben sich geändert (auch wenn die Überzahl von Scootern und Bikes immer noch gegeben ist), die teils abstrusen Mythen, die sich um Carsharing ranken, schwinden zunehmend. So wird Carsharing auch mit langen Wegstrecken assoziiert. Sogar für Urlaubsreisen ins Ausland wird das Angebot in Anspruch genommen und hat sich als dauerhafte Alternative zum Privat-Pkw etabliert.

Nutzungsdaten

Auch das Vorurteil, das eigene Fahrzeug sei bei häufiger Nutzung in jedem Fall billiger als das geteilte, verliert an Substanz. Das liegt mitunter daran, dass viele Carsharing-Anbieter keinen Aufpreis für Versicherung, Vignette, Parken und – im Fall von E-Autos – Strom verlangen. Vor allem aber ziehen Autolenker für Vergleiche zwischen Privat-Pkw und Carsharing nicht mehr generalisierte Beispielrechnungen heran, die das individuelle Nutzverhalten nur peripher streifen. Kriterien wie „An wie vielen Tagen in der Woche fahre ich (m)ein Auto?“ wurden durch zielgenauere Merkmale ersetzt: Wie viele Stunden oder gar nur Minuten nutze ich (m)ein Auto pro Tag? Welches Pkw-Modell will ich nutzen?

Mittlerweile gibt es detaillierte Berechnungsmodelle, die verlässliche Rückschlüsse liefern, welche Form der Mobilität aus finanzieller Sicht am besten für sie geeignet ist. Ein solches Modell liefert etwa der ADAC, der die monatlichen Kosten für jedes derzeit erhältliche Automodell unter Berücksichtigung von Fixkosten, Wertverlust etc auflistet. Sieht man sich die Preislisten der Carsharing-Anbieter unter Berücksichtigung der ADAC-Berechnungen an, wird schnell klar, dass sich die geteilten Fahrzeuge in außerordentlich vielen Use Cases rentieren – und das auch noch tun werden, nachdem die Flut an Teuerungswellen abgeebbt ist.

Leroy Hofer ist Mitgründer und CEO des Wiener E-Carsharing-Anbieters ELOOP

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