Im Volkstheater – eine Farce

Im Volkstheater – eine Farce
Die Auszeichnungen für Kay Voges sind eine abgekartete Sache

Am Ende der Vorstellung „humanistää“ am 5. Oktober im Wiener Volkstheater wurde eine Schmierenkomödie der besonderen Art aufgeführt: Es enterte plötzlich der Herausgeber der deutschen Fachzeitschrift Theater heute die Bühne und verteilte euphorisch Auszeichnungen für bestes Kostüm, bestes Bühnenbild, besten Hauptdarsteller und beste Inszenierung des Jahres, vergeben von seiner Theaterpostille, er lobte Direktor Kay Voges über den grünen Klee und gratulierte zum zweiten Platz in der Reihung „Theater des Jahres“.

Eine jämmerliche, eine abgekartete Sache. Denn diese vielen Auszeichnungen waren ganz offensichtlich eine konzertierte Aktion, um Kay Voges, dem in Wien seit seinem Amtsantritt ein eiskalter Wind entgegenweht, aus Deutschland den Rücken zu stärken, koste es, was es wolle, obwohl – wie der Herausgeber von Theater heute auch zugeben musste – viele der deutschen Kritiker die Aufführung in Wien gar nicht gesehen hatten. Die Aufführung ist zwar sehr achtbar – von einer „Aufführung des Jahres“ aber weit entfernt, und dies gilt auch für alle anderen Auszeichnungen, insbesondere für den lächerlichen zweiten Platz als „Theater des Jahres“. Denn es hatten tatsächlich nur ganze 4 Journalisten für diesen Platz gestimmt.

Höhepunkt der lächerlichen Beweihräucherung, die völlig unterschlug, dass Kay Voges in Wirklichkeit das Volkstheater zum schlechtest besuchten Theater der Republik gemacht hat, dass dort ein Flop den anderen jagt, dass die Abonnements auf ein Minimum zurückgegangen sind, war das persönliche Auftreten der Wiener Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler, die Kay Voges überschwänglich „Leuchtturm der österreichischen Theaterkultur“ im deutschsprachigen Raum nannte. Dies, nachdem sie ihn selbst vor drei Jahren unter Umgehung sämtlicher Regularien, ohne seine Arbeit zu kennen und ohne dass Kay Voges sich überhaupt beworben oder rechtzeitig ein Konzept vorgelegt hatte, auf diesen Posten gehievt hatte. Das nennt man aber Korruption.

Die gegenseitigen Lobhudeleien nahmen kein Ende, als Frau Stadträtin dann auch noch zahlreiche Nominierungen beim diesjährigen „Nestroy-Theaterpreis“ verkündete. Denn Schützenhilfe für Kay Voges gibt es auch von der österreichischen Nestroypreis-Jury.

Auch hier hat die liebe Frau Stadträtin ihre Finger im Spiel, denn sie müsste den Satzungen entsprechend die Jury eigentlich alle vier Jahre auswechseln. Das tut sie aber nicht. Die Mitglieder pausieren einfach ein Jahr – und werden dann gleich wieder bestellt. Daher gibt es dort eine von ihr gesteuerte Meinungshoheit. Wie sonst erklärt sich die Mehrfachnominierung der Volkstheater-Produktion „Karoline und Kasimir“? Die Erklärung ist ganz einfach: Der Dramaturg ist der Lebensgefährte der Frau Stadträtin. Ein Skandal, dem leider niemand Einhalt gebietet.

Paulus Manker ist Schauspieler und Theatermacher

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