Heuschnupfen wird bagatellisiert – dabei sollte er rasch behandelt werden
Menschen, die an Pollenallergien leiden, merken es gerade sehr deutlich: Die Gräser blühen, und damit steigt die Belastung wieder massiv an. Die Begleiterscheinungen, wie Niesen oder juckende Augen, sind lästig, unangenehm, manchmal auch quälend. Dennoch wird der Heuschnupfen oft bagatellisiert und viel zu lange nicht oder nicht adäquat behandelt. Das kann weitreichende Folgen haben. Denn ohne Behandlung ist das Risiko hoch, dass sich die Allergie verschlimmert, ausbreitet und im ungünstigsten Fall zu Asthma bronchiale führt. Das passiert
40 Prozent aller Allergikerinnen und Allergiker im Laufe ihres Lebens.
Doch das muss nicht sein. Allergien sind oftmals erblich bedingt: so zeigten Studien, dass das Risiko an einer Allergie zu erkranken, bei 50 Prozent liegt, wenn beide Eltern Allergiker sind. Auch die frühkindliche Prägung des Immunsystems (Stichwort: übertriebene Hygiene) spielt bei der Entstehung von Allergien möglicherweise eine Rolle. Es gibt aber gute Bewältigungsstrategien, auch wenn die Allergie bereits ausgelöst wurde. Oberstes Ziel dabei sollte stets die Verbesserung der Lebensqualität in der Allergiesaison und das Verhindern von gravierenden Folgeschäden sein.
Schritt eins bei Verdacht auf eine Allergie ist immer der Weg zum Arzt, gefolgt von der Vermeidung der Allergene. Wenn also die Gräser in voller Blüte stehen, sollte man von einer ausgedehnten Wiesenwanderung schlicht Abstand nehmen. Präventiv können auch Nasensprays mit Salzwasser oder andere Produkte, die die Schleimhaut vor Allergenen wie Pollen schützen, helfen. Damit kann die allergische Reaktion zumindest reduziert werden.
Schritt zwei ist die Linderung der Symptome durch Medikamente oder in schweren Fällen eine Immuntherapie. Kortikosteroidhaltige Nasensprays, die lokal die Allergie unterdrücken, und systemisch wirksame, antiallergische Tabletten (Antihistaminika) können Abhilfe verschaffen.
Es gibt vielerorts noch Vorbehalte gegenüber Kortison, daher werden die Nasensprays oft auch nicht richtig und konsequent genug angewendet. Sie hemmen allerdings die Entzündung in der Nasenschleimhaut oder schwächen sie deutlich ab. Bis zur vollen Wirkung des Präparats kann es allerdings einige Tage dauern. Das ist für Patientinnen und Patienten mit einem hohen Leidensdruck verbunden, viele brechen die Therapie vorzeitig ab.
Die in den kortisonhältigen Nasensprays enthaltenen Konservierungsmittel irritieren zusätzlich die Nasenschleimhaut. Ein weiterer Nachteil ist, dass der schwer wasserlösliche Wirkstoff aktuell nur in einer Suspension erhältlich ist und vor der Einnahme gut geschüttelt werden muss. Das erhöht das Risiko einer falschen Dosierung.
Wichtig ist daher, diese Nasensprays weiter zu optimieren. Die Technologien dafür gibt es bereits, verbesserte Präparate könnten schon bald das Leben von Heuschnupfen-Geplagten deutlich erleichtern.
Eva Prieschl-Grassauer ist Immunologin und Chief Scientific Officer des Biotechnologieunternehmens Marinomed Biotech AG
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