Graue Kosten

Graue Kosten
Wo die Politik im Klimaschutz handeln muss

Klimaschutz ist nicht nur Privatsache, sie ist vor allem Aufgabe der Politik! Der Ökofußabdruckrechner der Klimaschutzministeriums zeigt uns, wo wir mit unseren eigenen Bemühungen stehen, Verbesserungstipps inklusive. Dieses Thema ist brandaktuell. Der Overshoot Day Österreichs, also der Tag, an dem die erneuerbaren Ressourcen der Erde verbraucht sind, fiel heuer auf Ende März, wir verbrauchen also gerade ca. sechs Erden.

Schauen wir uns das mal genauer an: Als Klimaaktivist in einem alten Haus außerhalb Wiens, mit Auto, mit bewusstem Lebensstil und Konsumverhalten, ohne große Flugreisen, erwartet man ein gutes Ergebnis. Aber stellt schockiert fest: persönlicher Overshoot Day Ende März, Verbrauch von 4 Erden.

Eine Kontrollrechnung: nun ganz bewusst, von allem viel weniger, Öffis statt Auto, keine Flugreisen, raus aus dem alten Haus: Overshoot Day Juli, 2 Erden. Immer noch zu viel. Warum? Das liegt am „grauen“ Fußabdruck, u. a. an den Emissionen von Produktion und Transport der Güter des globalen Handels. Dieser graue Fußabdruck macht fast die Hälfte des gesamten Fußabdrucks aus.

So sehr wir uns auch anstrengen, es reicht einfach nicht! Natürlich müssen wir alle umdenken und unseren Beitrag leisten. Die Politik aber darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und uns die Last aufbürden. Sie muss vielmehr ihrer Verantwortung gerecht werden und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Die Aspekte des grauen Fußabdrucks lassen sich nur politisch und im supranationalen Kontext lösen.

Die Wissenschaft liefert Gründe und Konzepte für die dringend notwendige Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft und fordert rasche Handeln.

Der Ernst der Lage ist immer noch nicht verstanden und Vorschläge zum Klimaschutz werden regelmäßig mit dem Argument Standortsicherung und Wohlstandserhalt abgeblockt.

Das Klimaschutzministerium listet 12 Maßnahmen auf, die zur eindeutigen Senkung des grauen Fußabdrucks führen. Warum werden die nicht umsetzt? Seit über zwei Jahren hat Österreich kein Klimaschutzgesetz, ÖVP und WKO blockieren das. Andere Gesetzesvorhaben scheitern an der Zweidrittelmehrheit, also an der Opposition.

Der Ausdruck „Öko-Scham“ sollte nicht im Zusammenhang mit Bürger*innen und Urlaubsflug verstanden werden. Vielmehr sollten sich die Politiker*innen schämen, die den Klimaschutz aus politischem Kalkül heraus blockieren.

Wir als Zivilgesellschaft können, wie es u. a. Fridays for Future gezeigt hat, mit Hartnäckigkeit etwas erreichen. Wir sind als Individuen, aber erst recht als Gesellschaft gefragt. Da müssen endlich alle an einem Strang ziehen und niemand darf sich aus der Verantwortung stehlen. Sonst bewältigen wir diese Menschheitskrise nicht.

Tilman Voss ist Teil der Grandparents For Future Austria.

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