Energiewende: Weniger ist mehr

Energiewende: Weniger ist mehr
Warum der Ausbau der Erneuerbaren nicht ausreicht

Die Transformation des Energiesystems kann nicht länger warten: Neben der unbestreitbaren ökologischen Notwendigkeit fordert auch die geopolitische Situation ein schnelles Umdenken und ambitionierte Maßnahmen. Viel zu lange haben sich Entscheidungsträger:innen davor weggeduckt, die notwendige Energiewende anzugehen. Jetzt trifft es uns dafür mit voller Breitseite.

Dass ein Land, dessen Wirtschaft maßgeblich am Verkauf von Erdöl und Erdgas hängt, im 21. Jahrhundert tatsächlich einen „Energiekrieg“ (!), anfängt, weil sich eine Gefährdung des Geschäfts mit Öl und Gas angesichts der Dekarbonisierungsstrategien Europas abzeichnet, hätten wohl viele nicht für möglich gehalten.

Vor dem starken Gefahrenpotenzial, das in der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, noch dazu von einem Hauptlieferanten, liegt, warnt die Grüne Wirtschaft jedoch schon lange. Aber: Das ist verschüttete Milch. Jetzt gilt es zu handeln, statt zu lamentieren! Einseitig auf das Substituieren von fossilen mit erneuerbaren Energieträgern zu fokussieren, wird jedoch nicht ausreichen, um die europäischen und österreichischen Klimaziele zu erreichen.

Deshalb müssen wir zusätzlich noch eine andere Brille aufsetzen, wenn wir Wege aus der Energiekrise suchen: Das Senken des Gesamtenergieverbrauchs verschafft uns Spielräume und muss daher prioritär sein. Es gilt, die Energieeffizienz zu verbessern und Einsparungspotenziale zu heben – wo immer es geht. Wir brauchen also zusätzlich zum Ausbau der Erneuerbaren Energiequellen auch auf der Verbrauchsseite Maßnahmen. Das WIFO sowie das Wegener Center der Universität Graz haben in Publikationen der letzten Jahre immer wieder darauf hingewiesen, dass Einsparungen im Bereich des Energieverbrauchs in einigen Bereichen weit effizienter und kostengünstiger durchgesetzt werden könnten als eine vollständige Substitution der Energiequellen.

Klar ist: Bei einer Reduktion des Energieendverbrauchs muss natürlich ein weitaus geringerer Anteil an fossilen Energieträgern durch erneuerbare substituiert werden. Die Energiewende muss systemisch betrachtet und Einsparpotenziale dort lokalisiert werden, wo sie am effizientesten, kostengünstigsten und schnellsten umgesetzt werden können. Die Appelle richten sich derzeit vor allem an die Bevölkerung.

Die Wirtschaft kann und muss sich aber auch diesem enormen Potenzial bei der Transformation widmen. Insbesondere bei der Mobilität und im Gebäudebereich sind sehr große Verbrauchsreduktionen möglich. Allerdings braucht es viel mehr gemeinsame Anstrengung, um Geschäftsmodelle, Förderungen, Verhaltensweisen, Produktionsweisen etc. neu zu denken.

Krempeln wir doch bitte alle zusammen die Ärmel auf und geben unser Bestes für den Erhalt des Wohlstands und unserer Lebensgrundlagen!

Sabine Jungwirth ist Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.

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