Energiewende: Vom Tun und Unterlassen

Energiewende: Vom Tun und Unterlassen
Es braucht eine andere Prioritätensetzung bei den Erneuerbaren. Ein Gastkommentar von Franz Maier.

Die Energiewende naturverträglich zu gestalten ist nicht nur aus Nachhaltigkeitsperspektive die mit Abstand wichtigste Aufgabe für die Bundesregierung – für die amtierende und jedenfalls auch für die kommende. An der dauerhaften Gewährleistung, den Ausbau der Erneuerbaren nicht gegen die Natur, sondern mit Rücksicht auf sie zu vollziehen, wird die Politik zu messen sein.

Naturschutz ist Voraussetzung, wenn Klimaschutz mehr als Aktivismus sein will. Allein, weil ein Viertel der CO2-Emissionen aus degradierten oder komplett zerstörten Ökosystemen wie Mooren, Feuchtwiesen oder Wäldern stammt. Daher muss dort durch Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen – unabhängig vom Ausbau der Erneuerbaren – mit größtem Nachdruck gehandelt werden.

Energiewende: Vom Tun und Unterlassen

Franz Maier

Naturverträglich

Neue Lösungsansätze und insbesondere eine andere Prioritätensetzung in puncto Klimaschutz braucht es auch für die erforderliche Transformation unseres Energie- und Wirtschaftssystems. Denn die naturverträglichste Kilowattstunde ist – Binsenweisheit – jene, die gar nicht erst benötigt wird. Zugleich ist diese auch die Billigste. Daher ist ein Schwerpunkt auf ein sektorübergreifendes Programm für Verbrauchsreduktion und Energieeinsparung sowie Effizienzsteigerung bei allen Anlagen und Prozessen zu legen.

Da im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) jedoch keine bzw. nur wirkungsarme Anreize für eine Berücksichtigung der natürlichen Ausbaugrenzen bei Wasser- und Windkraft gesetzt wurden, sind diese oft kontraproduktiv. Zubau bei den Erneuerbaren zulasten der Natur ist nicht mehr tolerabel. Der Fokus muss daher auf andere, naturverträgliche Hebel gerichtet werden, wie z. B. die schrittweise Abschaffung von kontraproduktiven Anreizen und Förderungen – zuletzt laut WIFO 14,5 Milliarden pro Jahr (!). Welche Bundesregierung geht das endlich an? Beim Ausbau der Erneuerbaren sollte das Naheliegende getan werden: Nutzung der bereits verbauten Infrastruktur für einen massiven Ausbau der Photovoltaik – nicht zuletzt durch eine Streichung der regulatorischen Behinderungen in den Bauordnungen.

Warteschleife

Eine weitere wichtige Technologie für naturverträglichen Klimaschutz wird politisch klein gehalten und befindet sich in der Warteschleife: Der Ausbau der Geothermie, also die Nutzung der in der Erdkruste gespeicherten Wärmeenergie. Mehrfach von der Politik versprochen, fehlen dafür nach wie vor ausreichende rechtliche und fördertechnische Rahmenbedingungen. Dies und nicht neue fossile Projekte, wie die Erdgasbohrung am Nationalpark Kalkalpen, müssen endlich Priorität haben. Bei der Energiewende das Richtige tun und das Falsche unterlassen – nicht mehr und nicht weniger erwarten wir von der Politik.

Franz Maier ist Präsident des Umweltdachverbandes

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