Ein Schulstart wie damals

Ein Schulstart wie damals
Auch im Herbst 2022 passiert nichts in puncto Luftqualität

Ein Schulstart wie damals? „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist wirklich lustig. Als Film. Im wirklichen Leben will so etwas wohl niemand erleben. Oder doch? Irgendwie erinnert 2022 frappant an die beiden Jahre davor. Ein Schul-Lockdown soll mit allen Mitteln verhindert werden, verlautet das Bildungsministerium. Wie? Dazu hört man nichts. Keine Masken, keine Tests, keine Lüftungssysteme, keine CO2-Messgeräte. Gut, das Prinzip Hoffnung ist auch ein Prinzip – als Vater von zwei Schulkindern erwarte ich von verantwortungsvoller Politik aber mehr. Was zu tun ist, ist klar. Andere europäische Länder zeigen es vor. In Deutschland werden Bildungseinrichtungen mit dezentralen Lüftungsgeräten im Eiltempo nachgerüstet. Hersteller und Handwerk kommen kaum hinterher. In Belgien wird in Kürze ein Gesetz erlassen, wonach in allen öffentlichen Gebäuden die Luftqualität permanent gemessen werden muss. Die gemessenen Daten werden für alle öffentlich einsehbar sein. In den skandinavischen Ländern ist das Recht auf gesunde Raumluft gesetzlich verankert. Die Menschen haben einen Anspruch darauf.

Und in Österreich? Da wird evaluiert. Schon ziemlich lange, könnte man meinen. Zur Erinnerung: Minister Fassmann hat vor einem Jahr ein Maßnahmenbündel für gesunde Luft angekündigt, das heuer im Jänner hätte vorgestellt werden sollen. Schon richtig, Minister Fassmann ist gegangen – mit ihm offenbar auch seine Maßnahmen. Vorgestellt wurde nämlich nichts. Und was passiert jetzt? Richtig. Die Bundesimmobiliengesellschaft BIG evaluiert. Dauer: ungefähr ein Jahr.

Ein gutes CO2-Messgerät kostet rund 250 Euro. Viele Schulen und Lehrer*innen wollen solche Geräte selbst anschaffen, scheitern aber an der Bürokratie. Ich sage, es reicht! Österreich braucht einen Masterplan Raumluft für Schulen. Jetzt! Dafür reichen drei Punkte: Einbau von mechanischen Lüftungsanlagen in alle Schulneubauten; Nachrüsten der bestehenden 6.000 Schulgebäude; Einhaltung von international längst anerkannten und erprobten Kriterien – 25 m3 frische Luft pro Stunde und pro Person im Raum, Wärmerückgewinnung für mehr Energieeffizienz, maximaler Schalldruckpegel von 35 Dezibel, CO2-geführte Regelung der Geräte und Feinstaubfilter als zusätzlicher Schutz für Lehrer*innen und Schüler*innen. Jede und jeder von uns atmet pro Tag 15.000 bis 20.000 Liter Luft – hauptsächlich Raumluft. Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Natürlich kann man hoffen, dass die nächste Corona-Variante harmloser wird. Natürlich kann man im Herbst und Winter alle 15 Minuten die Fenster aufreißen. Das wird bei Regen, Schnee und Kälte ungemütlich und wäre angesichts der Energie-Rekordpreise auch totaler Unsinn. Oder man geht einen verantwortungsvollen Weg und rüstet Schulen und andere öffentliche Gebäude technisch auf.

Wolfgang Hucek ist Raumluftexperte bei Trox.

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