E-Euro und Finanzmarkt: Ein Spannungsverhältnis?
Aktuell prüft die Europäische Zentralbank (EZB) gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken Eurozone die Einführung einer digitalen Währung, des digitalen Euros. Die Projektphase endet im Oktober 2023. Glaubt man der EZB, so würde Bargeld weiterhin existieren, der digitale Euro wäre bloß eine Ergänzung. Aber ist ein solches Vorhaben zum Status quo auch wirklich sinnvoll oder gar gefährliche Leichtsinnigkeit?
Dass wir uns in einem Zeitalter digitaler Umbrüche befinden, ist klar. Dass Nachhaltigkeit und das Denken an zukünftige Generationen im politischen, sozialen und ökonomischen Sektor tief verankert sind und einen engen Konnex zu Fragen des Umgangs mit neueren Phänomenen der Digitalisierung aufweisen, steht ebenso fest. Und auch, dass die Konsultations- und Projektphase für den E-Euro mit Oktober 2023 endet.
Primäre Ziele der Umsetzung des digitalen Euros sind die Gewährleistung von Zahlungssicherheit und Zahlungseinfachheit, parallel zum vorhandenen Bargeld, sofern man den Ausführungen der EZB Glauben schenkt. Immer mehr Beachtung findet in der Diskussion aber auch die Frage nach der Finanzmarktstabilität, da ein E-Euro durchaus eine potenzielle Konkurrenz zum etablierten Bankensektor darstellen kann. Das wäre das Ende für eine uns bisher bekannte Bankenstruktur, da ihre Geschäftsgrundlage ordentlich ins Wanken geraten könnte. Selbst wenn die E-Währung nur in Verbindung mit Kreditinstituten möglich wäre, so jedenfalls die Pläne der EZB, besteht dennoch die Möglichkeit, Banken in eine indirekte Verstaatlichung zu drängen. Eine mögliche Folge der Verstaatlichung: Die Beschränkung der Liquidität.
Die Angst vor solchen alternativen Zahlungsmethoden hat also durchaus ihre Berechtigung, da eine tatsächliche Umsetzung des E-Euros zu einer möglichen Anpassung der Geld-, Zins- und Inflationspolitik der EZB führen könnte. Wichtig wird sein, eine effektive Steuerbarkeit seitens der EZB weiterhin zu gewährleisten. Die Regulatorik ist eine der wesentlichsten Charakteristika der EZB. Die geplanten Limits des E-Euros am Konto werden nur eine untergeordnete Rolle spielen. Insbesondere im Bereich der Fälschungssicherheit alternativer Währungen ist Achtsamkeit geboten, um den Finanzmarkt nicht zusätzlich zu gefährden. Die EZB soll also nicht zum Wettbewerber für den Bankensektor werden, sondern weiterhin Teamplayer sein.
Stabilität sollte gegenwärtig das vereinte Ziel aller Beteiligten sein und digitale Alternativen sollten nicht nur rechtlich und finanzbezogen, sondern immer auch ethisch hinterfragt werden. Fest steht aber, dass der digitale Euro kommen wird, nur wann genau ist noch offen.
Und was ist mit dem Datenschutz? Geplant ist die Möglichkeit von anonymen Transaktionen, auch wenn hier noch viele Fragen ungeklärt sind und nicht wenige schon jetzt striktere Datenschutzbestimmungen im Zahlungsverkehr fordern. Es bleibt also spannend, vor allem im Kontext der Digitalisierung für die EU selbst. Denn Digitalisierungsvorreiter ist nun mal China – und jetzt darf sich die EU nicht schon wieder „abhängen“ lassen.
Marlon Possard forscht an der Universität Innsbruck in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Finanzen.
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