Die Royals – Doku oder Drama?

Die Royals –  Doku oder Drama?
Das britische Königshaus liefert Stoff für Erzählungen. Und wirft Fragen auf

Bruderzwist in der Familie, einer schreit, der andere zittert, der Vater ist verzweifelt und Oma sitzt abseits und denkt „Na Servas, des scho wieda“.

Prinz Harry hat es geschafft, was das Königshaus nie erreicht hat – die Royals als eine ganz normale Familie von nebenan darzustellen. Aber der große Applaus blieb aus.

Der frischgebackene König bastelt an seiner Krönung – passt seine Krone, ist sie zu groß, zu klein und welche Krone bekommt seine Frau, damit niemand denkt, dass alles zu imperialistisch ist, und ach ja, wen soll man einladen?

Die Gästeliste wird brutal gekürzt von 8.000 auf lediglich 2.000. Sollen die Sussexes dabei sein, würden sie kommen, und wenn, werden sie das für die nächste Doku benützen?

Charles der Dritte hat es nicht leicht. Im Gegensatz zu seiner Mutter geht er auf Walkabouts und trifft die Bürger auf den Straßen. Bürgernah soll man sein.

Dafür wurde er ein paar Mal mit faulen Eiern beworfen. Man versteht langsam, warum die liebe Mama nicht viel von der Idee gehalten hat. Mittlerweile sind die Bürger mit anderen Sorgen beschäftigt. Kann man sich das Heizen leisten, kann man es sich leisten krank zu werden? Willkommen in Großbritannien an der Schwelle zu 2023.

Das erste Mal, als Meghan dem Volk in Nottingham begegnet ist, wurde sie eifrig bejubelt. Aber man versteht, warum das Paar geflüchtet ist. Trotz aller Liebe zu Nottingham, das Wetter ist meilenweit besser in Kalifornien. Wir erfahren von Harry, dass eine Art Hierarchie in der Familie existiert. Aber die gibt’s in vielen Familien oder ist das alles zu altmodisch, zu britisch?

Mag sein, dass Gleichheit in Amerika größeren Wert hat, aber Reichtum und ein königlicher Titel helfen auch. In seiner Familie gibt es eine hierarchische Rangordnung: Harry war der Ersatz-Thronfolger, falls sein Bruder nicht überlebt hätte. Und nachdem der Bruder Kinder bekommen hat, wurde Harry immer weiter unten eingestuft.

Das tut weh und es tut auch Meghan weh. Die Sussexes wollten im Königshaus draußen und drinnen sein – eine Art Brexit-Vereinbarung: Es stand aber nur „In“ oder „Out“ zur Auswahl.

Der Vorwurf des Rassismus klebt wie Kaugummi an den noblen Schuhen der britischen Aristokratie. Vor Kurzem gab es Aufsehen, als eine Hofdame penetrante Fragen an eine schwarze britische Aktivistin richtete – nach dem Motto, aus welchem Teil von Afrika sie komme.

„Wo kommen sie her?“, kann eine harmlose Frage sein, ich höre sie selbst oft, aber es kann rassistisch klingen. Die verstorbene Königin hat oft elegant gefragt, „have you come far“, um das Eis zu brechen. Die Hofdame und Aktivistin sind nachher zusammengekommen. Man hat sich entschuldigt. Aber auch Meghan und Harry wollen eine Entschuldigung und fühlen sich benachteiligt. Das Familiendrama geht im neuen Jahr weiter.

Melanie Sully ist eine britische Politologin und Autorin.

Kommentare