Die guten Nachrichten zum Equal Pay Day

Die guten Nachrichten zum Equal Pay Day
Die Kluft wird kleiner. Viel liegt an den Frauen selbst

Zwei Mal pro Jahr macht der Equal Pay Day auf die unfaire Bezahlung von Frauen aufmerksam. Dafür werden die Gehälter vollzeitbeschäftigter Frauen mit jenen von vollzeitbeschäftigten Männern verglichen. Das Ergebnis sorgt auch in diesem Jahr für Empörung: Nach wie vor verdienen Frauen deutlich weniger als Männer. Doch es lohnt sich, etwas genauer hinzusehen. Es gibt nämlich nicht nur schlechte Nachrichten: Der „Gender Pay Gap“ wird immer kleiner. Lag er im Jahr 2004 noch bei 22,5 Prozent, ist er in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Dazu kommt: Für die noch bestehende Kluft gibt es auch ein paar Gründe, die nichts mit Diskriminierung zu tun haben. Denn natürlich sollte man keinen vollzeitbeschäftigten Facharbeiter mit einer vollzeitbeschäftigten Kassiererin vergleichen – sondern nur Arbeitnehmer mit ähnlichen Job-Profilen.

Und hier zeigt sich, dass die Frauen selbst einiges tun könnten, um den Gender Pay Gap weiter zu schließen. Zum Beispiel arbeiten viele Frauen in schlechter bezahlten Branchen wie etwa dem Gesundheits- und Sozialbereich. Außerdem sind sie häufig in kleineren Betrieben beschäftigt, die tendenziell weniger bezahlen. Im Jahr 2019 arbeiteten nur 36 Prozent aller erwerbstätigen Frauen in Betrieben mit 50 und mehr Personen. Bei den Männern waren es 45 Prozent. Auch die Kompetenzen sind unterschiedlich verteilt: Es gibt zwar mehr weibliche als männliche Hochschulabsolventen, trotzdem besitzen Frauen seltener gut bezahlte numerische Fähigkeiten, die etwa in IT-Berufen gefragt sind. Ein besonders wichtiger Punkt bleibt die Kindererziehung: Nach wie vor gehen nur sehr wenige Männer in Elternkarenz. Und das Angebot an ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen ist in großen Teilen Österreichs noch immer schlecht ausgebaut.

Wenn man all dies im Gender Pay Gap berücksichtigt, wird er noch einmal um einige Prozentpunkte geringer. In diesem unbereinigten Teil kann natürlich auch Diskriminierung eine Rolle spielen. Hier ist weitere Forschung notwendig, um die tatsächliche Benachteiligung von Frauen besser einzuschätzen. Aber die jetzt beklagten 12,7 Prozent ignorieren ein paar wichtige Fakten und stellen das Problem größer dar, als es ist.

Besser wäre es, die Frauen umfassend darüber zu informieren, warum sie derzeit schlechter verdienen und wie sie das ändern können. Natürlich soll niemand in ein berufliches Umfeld gedrängt werden, das ihn oder sie nicht reizt. Auch die Aufteilung der familiären Pflichten muss eine private Entscheidung bleiben. Aber schon den kleinen Mädchen und Buben muss klar gemacht werden, dass ihnen alle Berufe offen stehen. Der Gender Pay Gap wird kleiner. Der Staat könnte einiges dazu beitragen, ihn weiter schrumpfen zu lassen, etwa mit dem Ausbau der Kinderbetreuung. Auch die Frauen selbst sind gefragt: Sie können den Gehaltsunterschied zu den Männern kleiner machen – oder sich bewusst entscheiden, das nicht zu tun.

Heike Lehner ist Ökonomin beim wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria.

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