Die Freiheit des Bezahlens

Die Freiheit des Bezahlens
Man sollte nicht versuchen zu reparieren, was gar nicht kaputt ist. Ein Gastkommentar von Michael Brönner.

Die Österreicher und Österreicherinnen sollen weiterhin selbst entscheiden dürfen, wie und womit sie bezahlen wollen. Eine gesetzliche Regelung erachte ich jedoch weder für die Diskussion einer verpflichtenden Bargeldakzeptanz noch den Bargeldzugang im ländlichen Raum als notwendig. Beides ist gewährleistet und Bestrebungen zur Abschaffung des Bargelds gibt es keine. Deshalb sollte man nicht versuchen, zu reparieren, was gar nicht kaputt ist. Denn die derzeitige Debatte könnte gesetzliche Einschränkungen nach sich ziehen. die, falls nicht sorgsam ausgestaltet, zu ungewollten Einschnitten für Handel und Konsumenten führen würden.

Es gibt eine breite Palette an Geschäftsmodellen, bei denen ich mir eine verpflichtende Annahme von Bargeld nicht mehr vorstellen kann. Dies gilt nicht nur für den Onlinehandel, sondern auch für stationäre Angebote wie Car-Sharing, E-Scooter oder unbesetzte 24/7-Selbstbedienungstankstellen. Um nicht über das Ziel der Akzeptanzsicherheit im klassischen stationären Handel hinauszuschießen, müsste eine gesetzliche Bargeldverpflichtung zwangsläufig wohlüberlegte Ausnahmen bzw. Einschränkungen vorsehen. Dies zu versäumen würde Österreich hinsichtlich der Digitalisierung und der Verbreitung neuer, innovativer Geschäftsmodelle zurückwerfen.

Die EU-Kommission hat bereits im Juni einen Gesetzesvorschlag unterbreitet, um die Bargeldakzeptanzverpflichtung neu zu formulieren. Im Sinne einer einheitlichen EU-weiten Regelung sollte diese abgewartet werden, anstatt kurzfristig einen nationalen Alleingang anzustreben. Zumal kein zeitlich drängendes Problem besteht und 2022 über 60 Prozent der Käufe an der physischen Ladenkassa bar bezahlt wurden.

Bei den Möglichkeiten, an Bargeld zu kommen, ist Österreich von den 27 EU-Ländern jenes Land mit der dritthöchsten Dichte an Bankomaten pro Einwohner. Neben den ca. 9.000 Bankomaten in Österreich gibt es zudem über 5.000 Geschäfte, die über ein Bargeld-Service ebenfalls einen für Kundinnen und Kunden kostenlosen Bargeldbezug beim Einkauf anbieten. Wer zum Beispiel bei bestimmten Supermärkten oder Tankstellen bezahlt, kann sich bis zu 200 Euro auszahlen lassen. Dieses Service steht auch Kleinbetrieben wie der lokalen Gastronomie, Bäckereien oder Trafikanten zur Verfügung. ES lässt sich unkompliziert zusätzlich zur Kartenakzeptanz für die Bezahlung aktivieren und stärkt durch die Steigerung der Besuchsfrequenz auch den stationären Handel. Damit kann sich in vielen Gemeinden die Notwendigkeit von Bankomaten erübrigen. Zur Wahlfreiheit, wie Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen möchten, gehört zweifelsfrei auch das Bargeld und die entsprechende Versorgung damit. Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch auch hier in der Offenheit für neue Lösungsansätze.

Michael Brönner ist Country Manager Mastercard Austria

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