Der Handel ist tot? Lange nicht!

Der Handel ist tot? Lange nicht!
Es braucht digitale Technologien und emotionale Erlebnisse

Der vierte Lockdown im Osten Österreichs und die dadurch bedingte Schließung von 10.000 Handelsunternehmen bedeutet einen Verlust in Höhe von EUR 500 Millionen, sagt der Handelsverband. Gleichzeitig wird die rasant zunehmende Digitalisierung und die boomende eCommerce-Branche als zusätzliche Bedrohung empfunden.

Trotzdem oder gerade deswegen hat der Handel jetzt eine Jahrhundertchance. Innovationen entstehen insbesondere in Krisenzeiten und der stationäre Handel hat die einzigartige Gelegenheit, sich neu zu definieren, alte Denkmuster aufzulösen und auf emotionale Einkaufserlebnisse zu setzen.

Gleichzeitig ist spätestens jetzt die Zeit reif, sich auf die geänderten Spielregeln der Digitalisierung einzustellen. Lokale Geschäfte können die Vorteile von digitalen Technologien und die sich daraus ergebenden Chancen intelligent nutzen.

Der stationäre Handel tritt nicht mit dem Internet in Konkurrenz, sondern mit anderen Freizeitangeboten. Konsumenten entscheiden, ob sie in ihrer Freizeit wandern, ins Museum oder shoppen gehen. Das heißt, dass Händler durch Inspiration und Aktivierung die große Chance haben, den gleichen Freizeitwert zu bieten wie andere Freizeiterlebnisse. Verkauft wird dann nebenbei. Komfortsteigernde Einkaufserlebnisse, die Emotionen wecken, kombiniert mit digitalen Technologien wie Voice Commerce, Mobile Payment, Chatbots, Augmented Reality oder Marketing Automation fokussieren auf die Bedarfsweckung.

Reine Rabattaktionen greifen zu kurz. Dafür funktionieren serviceorientierte Inszenierungen und die persönliche Ansprache von Konsumenten. Weil Menschen sich nach positiven Erlebnissen sehnen. Das zeigen Ergebnisse aus dem Neuromarketing: Über 80 Prozent der Kaufentscheidungen werden emotional getroffen. Emotionalisierung und Erlebnisse sind der Weg, um Konsumenten in die Geschäfte zu bringen. Sporthändler, die zum Beispiel ihren Kunden gemeinsame Lauftrainings mit Profis und dabei neue Laufschuhe zum Testen anbieten. Die Terminvereinbarung erfolgt online, die Beratung persönlich vor Ort.

Oder umgekehrt bei Virtual Runs, wo die individuelle Beratung zu Laufartikeln inkludiert ist – je nach aktueller Corona-Lage online oder im Geschäft.

Der stationäre Handel ist prädestiniert dafür, Showrooms zu schaffen, in denen Produkte inszeniert und ausprobiert werden können. Im Falle von verordneten Schließungen funktioniert das auch online. Jedenfalls lassen sich durch die intelligente Verknüpfung von on- und offline kreative Wege finden, damit Umsätze nicht an Internet-Riesen verloren gehen.

Zusammengefasst ist Abwarten keine Lösung und genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt aktiv zu werden, neue Wege zu gehen und nachhaltigen Erfolg sicherzustellen.

Eva Mandl ist Geschäftsführerin der PR-Agentur Himmelhoch.

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