Den Job durch KI behalten

Den Job durch KI behalten
Wer beginnt, KI zu nutzen, hört auf, sich davor zu ängstigen

Während Spotify noch 150 Tage brauchte, um eine Million Nutzer zu erreichen, waren es bei ChatGPT nur 5. Das sagt wenig darüber aus, wie das KI-basierte Sprachmodell den Arbeitsmarkt verändern wird, sehr wohl aber etwas über das Tempo. Dass ChatGPT-3 bei einer MBA-Prüfung an der Elite-Uni Wharton School besser abschnitt als viele Menschen, ist allerdings spektakulär.

Was wird erst ChatGPT-30 können? Deswegen kann KI aber noch kein Unternehmen führen oder Ihren Job besser machen. ChatGPT erstellt Inhalte aus dem, was bereits da ist, ohne es zu verstehen, ohne die Fähigkeit, sich selbst zu korrigieren oder etwas Neues zu entwickeln. Während wir googeln, stützt sich ChatGPT auf Datenbanken, die eher auf Wikipedia-ähnliche Informationen als auf wissenschaftliche Datenbanken ausgerichtet sind.

Noch ist seine Ausgabequalität zu begrenzt und das menschliche Kontextverständnis auf absehbare Zeit zu überlegen. So glänzen einige Antworten durch Voreingenommenheit, Zirkellogik und Ungenauigkeiten. Bei wissenschaftlichen Arbeiten verweist es etwa auf Quellen, die es nicht gibt. Noch scheitert das KI-basierte Sprachmodell, wenn es herausfordernd wird. Doch sobald Unternehmen Kosten durch die Automatisierung von Prozessen mittels KI senken können, werden sie es tun. Eine Oxford-Studie schätzt, dass 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA gefährdet sein könnten. Wie klug ist es, 2023 noch Werbetexter, Grafikdesigner oder Mitarbeiter im Kundendienst, Marketing oder im juristischen Bereich werden zu wollen?

Eine Antwort gibt eine aktuelle Jobanzeige einer Kölner Werbeagentur: Sie suchen einen „AI Prompter“, also jemand, der KI-Software mit nützlichen Befehlen füttert. Zukünftig werden wir also stärker eine Kuratorenfunktion einnehmen, um zu beurteilen, welche erzeugten Inhalte der KI tatsächlich wertvoll, originell oder eines Tages vielleicht sogar witzig sind.

„KI-Flüsterer“ wird ein stark nachgefragtes, gut bezahltes Berufsbild werden. Denn mit der wachsenden Verbreitung von KI-Systemen steigt der Bedarf an Arbeitskräften, die diese Systeme entwickeln, warten und verwalten können. Dabei nutzen wir KI doch schon in unserem Berufsleben. Vermögensverwalter erstellen damit maßgeschneiderte Anlageprognosen. Anwälte verfassen so schneller juristische Texte. Einkäufer nutzen KI, um basierend auf Kundenbestellhistorien, Liefer- und Verbrauchsdaten besser einzukaufen. Am Arbeitsmarkt wird es auch weiterhin wichtig sein, mit Menschen umgehen zu können, sie zu begeistern, Vertrauen aufzubauen und soziale Kontakte zu knüpfen. Unsere Fähigkeit, kritisch denken zu können sowie Entscheidungen zu planen, zu bewerten und umzusetzen, unterscheidet uns weiterhin von KI-Systemen.

Michael Swoboda ist Geschäftsführer des österreichischen Bildungsanbieters ETC

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