Das Dünger-Dilemma: Ein Problem, das nicht sein müsste

Das Dünger-Dilemma: Ein Problem, das nicht sein müsste
Die Energiepreise sorgen für Versorgungsengpässe. Alternativen gibt es

Die derzeit explodierenden Gaspreise führen zu weitreichenden Problemen. Nicht nur die Energiekosten sind davon betroffen, sondern auch die weltweite Nahrungsmittelversorgung: Aktuell werden nämlich auch Düngemittel knapp und teurer. Ein Problem, das in dieser Art und Weise eigentlich gar nicht sein müsste. Preise für fossile Rohstoffe, aus denen Düngemittel synthetisiert werden, waren anhaltend billig. Die landwirtschaftlichen Betriebe konnten so auf verfügbaren, bezahlbaren Kunstdünger vertrauen. Sein Einsatz ist außerdem simpel und gut regulierbar. Eine Umstellung der Landwirtschaft auf neue Düngemittel wäre daher auch für viele mit einem neuen Düngemanagement verbunden. Ein Umsteuern wird aber vermutlich nicht vermeidbar sein. Daher stellt sich spätestens jetzt die große Frage: Welche Alternativen gibt es?

Mögliche Lösungen liegen etwa in alternativen Düngungen mit Holzkohle oder intelligenten Zwischenfrüchten. Beide Verfahren erzielen gleich gute Erträge wie mit chemischem Dünger – mit einer extra Win-win-Situation für Boden, Grundwasser, Klima sowie dem Geldbörserl der Landwirt:innen. Mit ihnen würden sich die Bäurinnen und Bauern außerdem zunehmend in Richtung Unabhängigkeit ausländischer Partner bewegen. Österreich verfügt nicht nur über genügend Holzkohle, es lässt sich auch einfach selbst herstellen. Holzkohle lockert, vermengt mit Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung oder in der Kompostwirtschaft, den Boden auf und reguliert durch ihre Absorptionsfähigkeit für Ammoniak sowie Kohlensäure den pH-Wert. Die Folge ist erhöhte Fruchtbarkeit, die dadurch entsteht, dass Holzkohle die Nährstoffe fest im Boden hält und damit verhindert, dass sie ausgewaschen werden. Weiterer Vorteil: Holzkohle verwittert im Boden enorm langsam – ihr Effekt ist daher dauerhaft.

Da getreidelastige Fruchtfolgen immer weniger funktionieren, sind Zwischenfrüchte das Mittel der Wahl, um enge Fruchtfolgen aufzulockern. Sie regen das Bodenleben an, bauen Humus auf und bieten bei der Düngung Handlungsspielraum. Zwischenfrüchte können zudem Stickstoff nahezu vollständig aufnehmen und in der oberirdischen Pflanzenmasse binden. So können die Nährstoffe für die Folgefrucht gespeichert werden. Diese Konstanz – sowohl bei Holzkohle als auch bei Zwischenfrüchten – macht sie auf Dauer gesehen zu kostengünstigen Alternativen zu chemischem Dünger.

Dennoch bin ich auch der Meinung, dass es ganz ohne Kunstdünger nicht funktionieren wird. Es geht vielmehr darum, diesen durch eine gute Wirtschaftsweise einzusparen. Und trotzdem gute Ernten einzufahren. Diese sogenannte Präzisionslandwirtschaft – Dünger gezielt, präzise und dosiert auszubrauchen – verbessert nicht nur die Aussaat, sondern spart wiederum Kosten. Die hohen Kunstdünger-Preise sollen deshalb als Chance gesehen werden. Kurzfristig tun sie uns zwar weh, aber könnten für die Zukunft neue Horizonte bereithalten. Die Politik sollte dafür aber einen Weitblick haben.

Lukas Hader ist Geschäftsführer der Firma Multikraft.

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