Chancengleichheit am Markt für Recyclingprodukte

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Die EU-Verpackungsverordnung muss mit Leben erfüllt werden, damit die Vision „Kreislaufwirtschaft“ Realität werden kann. Ein Gastkommentar von Christian Strasser.

Ein Jahr noch – dann sollen 50 Prozent aller Kunststoffverpackungen in der EU recycelt werden. Seitdem dieser Eckpfeiler des Green Deal beschlossen wurde, diskutieren Wirtschaft und Politik: Wie können wir die heimische Plastik-Sammelquote verdoppeln? Was machen wir dann mit den verschiedenen Kunststoffen? Wer recycelt sie, wer setzt sie wieder ein, damit die Vision „Kreislaufwirtschaft“ Realität werden kann? Das Ganze muss sich rechnen, sonst wird es nicht funktionieren.

PET-Flaschen sind ein schönes Beispiel. Sortenrein gesammelt und mit modernster Technologie wieder aufbereitet, lassen sich aus alten PET-Gebinden neue erzeugen. Die Getränkewirtschaft hat dieses Prinzip früh erkannt. Mittlerweile weisen viele Hersteller auf den Anteil an recyceltem PET hin. Ressourcenschonung ist also ein Verkaufsargument.

Chancengleichheit am Markt für Recyclingprodukte

Christian Strasser

Aber der Markt kennt andere Gesetze. Nach wie vor ist Neuware am internationalen Markt billiger als Recycling-PET – mit teils signifikanten Preisunterschieden. Das bringt wirtschaftliche Nachteile für jene, die im Sinne von Klimaschutz und Ressourcenschonung auf Kreislaufwirtschaft setzen und nicht erst auf entsprechende gesetzliche Vorschriften warten. Gerade in schwierigen Zeiten verfolgen viele Unternehmen jedoch einen Sparkurs – U. a. beim Einkauf der Rohstoffe. Die Recyclingwirtschaft wiederum braucht Absatzsicherheit und die Hersteller eine Standardisierung der eingesetzten Packstoffe und Rezyklate für höhere Qualität. Auch hier ist die PET-Flasche ein ausgezeichnetes Beispiel, weil sie fast zu 100 Prozent aus PET besteht. Andere Verpackungen setzen sich aus unterschiedlich komplexen Kunststoffmischungen und Additiven zusammen – was es schwierig macht, hochwertige Rezyklate zu generieren.

Die Verpackungsproduktion ist Verantwortung des Herstellers – und der braucht wiederum Chancengleichheit am Markt, damit der Einsatz von Sekundärrohstoffen kein Wettbewerbsnachteil wird. Antworten auf dieses Dilemma bietet die EU-Verpackungsverordnung. Sie legt u. a. fest, wie viel recyceltes Material Kunststoffverpackungen mindestens enthalten müssen. Für Einwegflaschen sind das 25 Prozent ab 2025 – mit steigender Tendenz bis 2040. Das führt dazu, dass sich alle Produzenten zum Einsatz von Sekundärrohstoffen verpflichten müssen und sich aktuelle Wettbewerbsnachteile für die „first mover“ in Vorteile wandeln werden. Es generiert Nachfrage bei Sammelsystemen, Recyclingunternehmen und anderen Betrieben entlang der Wertschöpfungskette. Und es legt den Grundstein für einen definierten europäischen Absatzmarkt für Rezyklate, in dem für alle gleiche Voraussetzungen gelten.

Die Hersteller sollten die Zeit nutzen, um ihre Produktion umzustellen. Denn ein funktionierender Markt für Rezyklate ist nicht nur aus klimapolitischen, sondern auch – angesichts geopolitischer Verwerfungen wie Kriegen, Lieferengpässen oder volatilen Energiekosten – aus ökonomischen Gründen wichtig. Er ermöglicht letztlich erst eine faire, langfristig stabile Kreislaufwirtschaft und bildet die Grundvoraussetzung für weitere Investitionen und Kapazitäten, um die Vorgaben für Ressourcenschonung und Klimaschutz nachhaltig mit Leben zu erfüllen.

Christian Strasser ist  Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH.

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