Aufarbeitung der Pandemie

Aufarbeitung  der Pandemie
Die Impfpflicht war kein taugliches Mittel

Bundeskanzler Nehammer hat nicht ganz uneigennützig angekündigt, eine Kommission zu gründen, die das Pandemiemanagement aufarbeiten und beitragen soll, die Kluft in der Bevölkerung zwischen Maßnahmengegner und -befürworter zu schließen. Gleichzeitig sieht die Opposition die Chance, die Regierung in einem U-Ausschuss im Parlament frontal angreifen zu können. Wenn man sich die jämmerliche Performance des letzten U-Ausschusses vor Augen hält, so ist sehr zu bezweifeln, dass ein derartiger U-Ausschuss etwas zur Aufklärung beitragen könnte. Umgekehrt sollten der von Nehammer angedachten Kommission nur solche Persönlichkeiten angehören, welche mit dem bisherigen Pandemiemanagement absolut nichts zu tun hatten. Es stellt sich die Frage, ob man eine solche Kommission überhaupt benötigt, die Defizite des Pandemiemanagements sind einfach festzuhalten.

Der größte Fehler war zweifelsohne die Kommunikation der Regierung und Experten/innen mit der Bevölkerung. Einzelne Politiker, ich verweise auf das virologische Quartett, haben versucht, mit ihren apodiktischen Aussagen Stimmenmaximierung zu betreiben. Dies gilt aber auch für den Wiener Bürgermeister, der plötzlich erkannte, dass man mit dem sogenannten Wiener Sonderweg bessere Umfragewerte bekommt. Ich habe nie gewusst, dass es auf unseren Universitäten so viele Virologen/innen aber auch andere Spezialisten gibt, die alle durcheinander die Bevölkerung informiert und desinformiert haben. Besonders lächerlich war die Diskussion über die Wirksamkeit von Masken. Hätte man der Bevölkerung vermittelt, dass wir es hier mit einer völlig neuen Situation zu tun haben und alle unsere Maßnahmen auf unsicheren, sich Monat für Monat ändernden Wissen aufbauen und dauernd neu adaptiert werden müssen, hätte man sicher in der Bevölkerung großes Verständnis gefunden.

Die mangelnde Datenqualität war der noch größere Fehler. Man hätte zu Beginn der Pandemie auf Zeit gewisse Verordnungen zum Datenschutz aufheben müssen, welche eine perfekte Vernetzung der einzelnen Daten verhindert haben. Mit großem Getöse wurde uns Woche für Woche mitgeteilt, wie viele Patienten wegen Covid im Spital auf Normal- und Intensivstationen aufgenommen waren. Nie wurde jedoch gleichzeitig öffentlich gemacht, wie viele der Spitalspatienten geimpft und wie viele ungeimpft waren. Auswertungen einzelner Intensivstationen haben ergeben, dass fast nur Ungeimpfte die Intensivstationen bevölkert und enorme Kosten verursacht haben. Ein gutes Beispiel sind die meist jüngeren Patienten, die wegen schwerster Lungenversagen am Wiener AKH Lungentransplantiert wurden. Von 29 Patienten war nur einer geimpft, und der hat eine Immunkrankheit. All das hätte viel mehr Verständnis bewirkt als eine Impfpflicht.

Ernst Wolner ist Herzchirurg und ehemaliger Präsident des Obersten Sanitätsrats

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