21 von 100 sind über 60
SeniorInnen bringt man im politischen Alltag im Allgemeinen mit Pensionen und Pflege – beides angeblich zu teuer und unfinanzierbar – in Zusammenhang. Darüber hinaus treten die 2,5 Millionen Über-65-Jährige kaum in Erscheinung. Ein Viertel der Bevölkerung wird in den politischen Diskurs nicht einbezogen.
Korrekterweise muss man zugeben, dass dies bisher von Seniorenseite über die genannten beiden Kernthemen hinaus zu wenig eingefordert wurde. Das änderte sich in den letzten Jahren. Grund ist einerseits die steigende Lebenserwartung.
In der Pension zu sein ist mittlerweile eine eigene, mehr als 20 Jahre dauernde Lebensphase. Andererseits ist der Großteil der älteren Generation körperlich, mental und psychisch in einem besseren Zustand als früher. Wir werden nicht nur älter, sondern wir werden gut alt.
Wir Alten haben also eine Zukunft. Für jeden persönlich erfreulich, für die ältere Generation als Ganze politisch eine neue Herausforderung. Das Spektrum der relevanten gesellschaftspolitischen Themen verbreitert sich. Klima und Verkehr zählen vorrangig dazu. Wir müssen die Verantwortung akzeptieren, durch den Aufschwung der Nachkriegszeit und den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen ab den 1960er Jahren die heutige Situation mitverursacht zu haben.
Erwähnt sei hier gerechtigkeitshalber aber auch, dass der Lebensstandard heute genau auf diese Zeit zurückgeht. Gewohnte Verhaltensmuster zu verändern und umzudenken, ist eine Bringschuld, die die Generation 65plus leisten muss, soll Zukunft für alle stattfinden. Sie muss sich von dem Denkansatz jederzeit und an jedem Ort und just-in-time verabschieden und eine zukunftsorientierte Klimapolitik, die auf Einsparen von Energie basiert, prinzipiell mittragen.
Sich aus Verantwortungsbewusstsein zu engagieren, ist das eine. Auf der anderen Seite zählt die Generation 65plus aufgrund ihres Alters, ihrer Lebensumstände und der hohen Armutsgefährdung zu den Hochrisiko-Gruppen des Klimawandels: Schlechter Gesundheitszustand allein genügt bereits, kommen noch schlechte Wohn- und Betreuungssituation und/oder Altersarmut hinzu, erhöht sich die Vulnerabilität weiter. 55 Prozent der über 65-Jährigen sind durch Hitze schwer belastet. Ändert sich nichts, werden sie unter den Folgen überproportional stark leiden.
Laut Prognose verdoppelt sich die Zahl der Hitzetoten in den kommenden 50 Jahren, besonders betroffen Ältere. Der Klimawandel verringert signifikant die Chance erfolgreich zu altern. Umso erstaunlicher, dass in #mission2030, der österreichischen Klima- und Energiestrategie, die Generation 65plus keine Erwähnung findet. Mehr als eine Million ältere Menschen sind also von den gesetzten oder nicht gesetzten Maßnahmen besonders betroffen, werden aber nicht mitgedacht. In die Debatte auch einbezogen zu werden, ist dringend angesagt. Nicht über uns sprechen, sondern mit uns – auch beim Klimaschutz.
Ingrid Korosec ist Präsidentin des Seniorenrats
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