Ticken wir noch richtig?

Hermann Holzer-Söllner

Hermann Holzer-Söllner

Aktionismus steht vor Nachhaltigkeit, Populismus vor mittel- und langfristigen Zielen.

von Hermann Holzer-Söllner

über Werte, Respekt und Hausverstand

Die öffentlichen Diskussionen der letzten Zeit haben eines zu Tage gebracht. Wir leben wirklich in einer Zeit der Veränderungen. Dies gilt nicht nur für das persönliche Umfeld, sondern auch für Politik und Wirtschaft. Beispielhaft sind es Themen wie die Eurokrise und das damit verbunden sparen, die hochaktuelle Sexismus Debatte, der Umgang mit der direkten Demokratie und nicht zuletzt die Diskrepanz zwischen Jung und Alt. Wie gehen wir mit diesen Themen um, wohin führen die Wege? Wie diskutieren wir die Inhalte?

Veränderungen

Fakt ist, das gesellschaftliche aber auch persönliche Werte welche einmal gegolten haben nicht mehr zählen. Aktionismus steht vor Nachhaltigkeit, Populismus vor mittel- und langfristigen Zielen. Unsere Sprache hat sich diesen Entwicklungen angepasst. Die Kunst des Formulierens ist nicht mehr gefragt. Elemente aus der elektronischen Kommunikation der sogenannten sozialen Netzwerke bestimmen unseren Sprachgebrauch. Nachdenken, reflektieren und überprüfen von Inhalten ist nicht mehr so wichtig. Entscheidend ist die Aktion, die Vereinfachung von Inhalten. Man kann durchaus Zitate wie: „Wichtig ist, dass wir laufen. Wohin ist eigentlich egal.“ oder „Ich zuerst und dann die Anderen“ in diesem Zusammenhang sehen.

Umgang mit Mitmenschen

Natürlich kann man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, macht auch keinen Sinn. Aber warum werfen wir erfolgreiche Erfahrungen über Bord? Wo ist der gegenseitige Respekt? Wo ist der rücksichtsvolle Umgang mit den Mitmenschen? Offensichtlich kommen wir mit dem durchaus vorhandenen Wohlstand unserer Gesellschaft, der allgemeinen Sicherheit nicht zu Rande. Was ist passiert? Die sehr „ichbezogene“ Entwicklung gerade der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten grösser geworden sind und nicht kleiner. „Leistung muss sich lohnen“, Aussagen wie diese haben unseren Blick über den Tellerrand eingeschränkt. Ja, Leistung ist notwendig und muss auch immer eingefordert werden. Sie ist gesellschaftspolitisch ein Beitrag und nicht Zwang.

Beitrag des Einzelnen

Es ist sehr einfach öffentliche Leistungen zu fordern. Wie sieht es aber mit unserer Beitragswilligkeit aus? Wir sehen immer sofort die Fehlleistungen Einzelner oder des Systems. Wie sieht es aber mit den Vorteilen aus? Nehmen wir sie noch war? Hier schließt sich wieder der Kreis. Aktionismus vor Nachhaltigkeit, Populismus vor realen Zielen, dort stehen wir heute. Ein Blick in die politische Debatte unterstreicht dies. Wenn irgendetwas passiert, gilt es Forderungen aufzustellen, welche die nächste Meinungsumfrage beeinflusst. Das Ergebnis dient ja nur der persönlichen Befriedigung, der Absicherung und nicht der Zielerreichung. Es geht offensichtlich nicht darum Probleme zu lösen, sondern sie einfach formalen Systemen zu unterwerfen. Hier kommt der Ruf nach einem neuen Gesetz, einer Reglementierung aber nicht nach Lösungsansätzen. Beispielhaft sei die Sexismus Debatte angeführt. Gesetzliche Regelungen lösen das Problem nicht. Den Respektvollen Umgang mit anderen Menschen stelle ich damit nicht sicher. Hier bedarf es einer Besinnung auf eine gute Erziehung. Einfach eines Nachdenkens wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe, dies in Wort und Schrift aber auch tun. Natürlich ist dieser Weg nicht einfach, weil er auch nicht bequem ist.

Gedanken sind immer im Fluss, sich an Werten, auch aus der Vergangenheit, zu orientieren hat noch nie geschadet. Last uns mal einfach nachdenken bevor wir uns zu einer Äußerung, einer Stellungnahme hinreißen lassen. Sich zu besinnen hat noch nie geschadet, aber auch nicht zu vergessen, dass Veränderung ein wesentlicher Teil unserer Gedankenwelt ist.

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