Ausgefuchst: Beim Start geht es um mehr als drei Punkte
Teilweise überraschende
Ergebnisse geben sehr viel Gesprächsstoff – allen voran Deutschland und Argentinien.Die WM zeigt, dass es auch einen Großen leicht erwischen kann. Von einem sehr mitreißenden 3:3 zwischen Spanien und Portugal bis zu einem 3:0 Kroatiens über Argentinien war alles dabei. Die WM ist faszinierend. Deutschland ist enttäuschend in die Weltmeisterschaft gestartet. Auch Argentinien.
Es ist nicht leicht, wenn du mit hohen Erwartungen zu einem Turnier kommst, und dann klappt es zu Beginn nicht. Wir haben das vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich erlebt. Man probiert, die Ruhe zu behalten und das Klima im Team und die gute Laune zu behalten. Eine positive Stimmung ist das Um und Auf, um die Kurve zu bekommen. Wenn man zu sehr frustriert ist und sich jede Sekunde mit der Situation befasst, verkrampft man. Und das ist absolut kontraproduktiv.
Für die Fans ist es gut, dass sich auch die vermeintlichen Giganten gegen die kleineren Nationen schwer tun. Spanien konnte mit Ach und Krach gerade noch gegen Iran gewinnen. Frankreich tat sich gegen Peru sehr schwer. Das Ziel dieser „kleinen“ Länder ist es definitiv, besser abzuschneiden als bei den vergangenen Turnieren. Und aus den damaligen Fehlern zu lernen. Natürlich werden auch Taktiken angepasst an den jeweiligen Gegner. Dadurch zwingt Costa Rica Brasilien zu einem sehr späten 2:0 mit beiden Toren in der Nachspielzeit.
Kein Raum für Fehler
Die großen Nationen versuchen aber auch, in der Gruppenphase noch nicht alles zu geben. Es ist doch ganz normal, dass man nicht alles sofort in die Waagschale wirft. Aber das kann auch ins Auge gehen. Da ist ein schmaler Grat. Das hat man vor zwei Jahren bei unserer Gruppe gesehen: Portugal ist mit 1:1 ins Turnier gestartet, dann hat ihnen Robert Almer beim 0:0 den Nerv gezogen. Und dann noch die Zitterpartie gegen Ungarn mit 3:3. Portugal ist als Dritter mit drei Punkten weitergekommen – und dann Europameister geworden. Das war wirklich knapp. Wie man an Deutschland oder vor allem Argentinien sieht, kann man schnell mit dem Rücken zur Wand stehen, wenn man am Anfang zu sehr die Zügel schleifen lässt. Drei Spiele geben nicht viel Raum für Fehler. Kaum bist du da, kannst du dich auch schon wieder auf die Heimreise begeben. Leider mussten wir das vor zwei Jahren am eigenen Leib erfahren.
Interessiert verfolge ich auch den Einsatz und die Performance des Videoschiedsrichters. Den gibt es auch in England. Mit Leicester habe ich da meine eigene Geschichte, denn wir sind die Mannschaft, die in England das erste Tor durch eine VAR-Entscheidung erzielt hat. Das System ist bei uns nur im Cup getestet worden, um zu sehen, ob es eine Option für die Liga ist. Diese Entscheidung ist allerdings noch nicht gefallen.
Und noch immer drücke ich für meine Teamkollegen die Daumen. Für den Dänen Schmeichel, der schon fast weiter ist. Für die Engländer Vardy und Maguire. Für die Nigerianer Iheanacho und Ndidi, die jetzt wieder eine Chance aufs Achtelfinale haben. Für den Japaner Okazaki und den Portugiesen Adrien Silva, die eingewechselt worden sind.
Christian Fuchs (32) war Teamkapitän und hat im Sommer 2016 nach 78 Spielen seine Teamkarriere beendet.
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