Frieden finden (nicht nur) zu Weihnachten

Muss es immer Wachstum geben? Eigentlich schon. Aber nicht um jeden Preis.
Martina Salomon

Martina Salomon

Es gibt eine „Religion“, und die lautet: Alles muss immer mehr werden – mehr Wachstum, mehr Geld, mehr Verkauf. Aber bringt „mehr“ auch immer allen einen „Mehrwert“? Im Grunde ja, muss man als wirtschaftsliberaler Mensch leider zugeben: Denn nur Wirtschaftswachstum garantiert, dass der Staat seine Schulden zurückzahlen und die steigenden Sozialkosten begleichen kann. Gesunde Volkswirtschaften wachsen – auch wenn das manchmal einfach nur bedeutet, dass sie einen Nachholbedarf an Bildung, Elektrizität, Mobilität, Konsum haben. „Mehr“ bedeutet auch, dass im Ringen um eine „Verteilungsgerechtigkeit“ keine gesellschaftliche Gruppe Abstriche hinnehmen muss, weil alle – im unterschiedlichem Maße zwar, aber doch – „mehr“ bekommen.

„Weniger“ lässt soziale Konflikte entstehen, „mehr“ schwächt sie ab. Die Österreicher haben heuer möglicherweise ein bisschen weniger für Weihnachtsgeschenke ausgegeben (auch wenn das innerstädtische Adventgedränge von Jahr zu Jahr „mehr“ zu werden scheint). Grund zur Panik? In manchen Teilen des Handels sicher. Andererseits ein gutes Zeichen – nämlich, dass sehr viele bereits alles haben und „mehr“ weder wollen noch brauchen. Immer häufiger gibt es daher Geschenkewerbung „für Menschen, die schon alles haben“. Wir sind eine Wohlstandsgesellschaft, in der mehr, aber nicht alle angekommen sind.

Fehlt uns dennoch etwas? Moraltheologe Matthias Beck wünscht den Menschen in unserem KURIER-Interview auf diesen Seiten eine „aufgeklärte Religiosität“. Selbst wenn Sie Atheist sind, sollten Sie seine Botschaft ernst nehmen: Hören wir mehr in uns hinein in der Stille, leben wir so, dass wir uns am Ende der Tage dafür nicht genieren müssen. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, frohe Weihnachten, Gesundheit und „mehr“ friedvolle Tage! Mehr braucht es nicht.

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