Finger weg von unseren Kindern!

Kommende Woche demonstrieren Schüler wieder für die Umwelt. Warum das gar nicht nur toll ist.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Zukunft unseres Planeten und eine gesunde Umwelt, das geht uns alle an und braucht unser aller Anstrengung. Der Satz ist so einfach wie unerfüllt – alle strengen sich eben nicht an. Vor allem nicht die Erwachsenen und die Politiker, die das könnten. Daher gehen jetzt Kinder auf die Straße. In Europa, auch in Österreich. Jeden Freitag, im Rahmen der sich schneeballartig vergrößernden Aktion „Fridays for Future“. Ende kommender Woche sollen es viele Millionen sein, hoffen die Initiatoren. Die Kinder tun das für ihre Zukunft. Das ist doch gut.

Ist es das?

Wenn der Zehnjährige plötzlich keinen Apfel mehr isst, weil der im Plastiksackerl gewogen wurde, und keine Bananen, weil die von zu weit herkommen – dann werden viele sagen: Perfekt, nur so kann bei den Erwachsenen ein Bewusstsein geschaffen werden, dass unsere Gesellschaft umwelttechnisch immer noch in der Steinzeit lebt. Man darf aber fragen: Wer erzählt den Kindern da eigentlich, was Sache ist und was nicht, wer indoktriniert sie und womit?

Um nicht falsch verstanden zu werden: Dass das Spektakel auf ein 16-jähriges Mädchen zurückgeht, mit dem ein schwedischer Geschäftsmann und Aktivist Millionen Euro gemacht haben soll, ist nicht das Thema. Die Häme von Trollen im Netz über ein leichtes Asperger-Syndrom der Greta Thunberg ist zum Kotzen. Die Debatte, ob Kinder am Freitag Schule „schwänzen“ dürfen, ist Themenverfehlung. Immerhin unterstützt selbst „Mutti“ Merkel, „dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen“. Obwohl gerade Deutschland säumig ist.

Leicht zu beeinflussen

Ja, sie gehen für eine gute Sache auf die Straße. Der Kinderaufstand und die naive Euphorie darüber sind dennoch höchst fragwürdig. Haben wir Kinder bisher nicht von jeder semiprofessionellen und professionellen (gesellschafts-)politischen Beeinflussung ferngehalten – aus gutem Grund? Ist in Schulen nicht politische Agitation untersagt – aus gutem Grund? Der gute Grund ist, dass Kinder allzu leicht zu beeinflussen sind, dass sie unreflektiert Gehörtes glauben, übernehmen und wiedergeben.

Stimmt: Das ist in Zeiten von Internet und Youtube auf jedem Kinderhandy kaum zu vermeiden. Aber sollte das nicht gebremst werden, statt dass man die – von wem auch immer – ausgelöste Ich-demonstrier’-Du-auch?-Lawine gutheißt?

Oder anders: Wer definiert denn, was ein „gutes“ Ziel für den Kinderprotest ist? Was, wenn sie das nächste Mal verlockt werden, für die Impfpflicht auf die Straße zu gehen, damit sie gesund bleiben? Oder gegen die Impfpflicht, weil die die Freiheit der Kinder einschränkt? Wenn eine Art Kettenbrief für die Zuwanderung wirbt? Oder gegen zu viele Fremde?

Sie demonstrieren nur für ihre Zukunft. Mag sein. Dennoch/deshalb: Finger weg von unseren Kindern!andreas.schwarz

Kommentare