Europa, wieder ein Stück erwachsener

"Kosovo ist Serbien" - Graffiti auf einer Hauswand in Belgrad
Wenn Serbien sich jetzt gegenüber dem Kosovo offen für einen Kompromiss zeigt, hat auch die EU gelernt: Ohne Härte geht nichts
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Das kam dann doch überraschend, nach vielen, vielen Jahren fruchtloser europäischer Versuche, die ewigen Gegner Kosovo und Serbien zu friedlicher Nachbarschaft zu bewegen. Dass der serbische Präsident Aleksandar Vučić sich vor laufenden Kameras plötzlich „zu einem Weg des Kompromisses“ bereit erklärt, lässt hoffen:

Es könnte der Durchbruch sein auf dem Weg zu einer Einigung zwischen Serbien und dem Kosovo. Der erste Schritt, die immer lauernde Gefahr plötzlicher Gewaltausbrüche und Eskalationen endgültig hinter sich zu lassen. Straßensperren, Schüsse, Spannungen – das alles könnte vorbei sein, wenn sich der serbische Präsident tatsächlich auf den vorliegenden deutsch-französischen Friedensplan einlässt.

Der sieht zwar noch immer keine formelle Anerkennung des Kosovo durch Serbien vor. Belgrad würde jedoch die staatliche Existenz seiner ehemaligen autonomen Provinz in den heutigen Grenzen akzeptieren. Damit wäre ein gewaltiger gordischer Knoten zerschlagen.
Der plötzliche Sinneswandel Vučićs zeigt aber auch: Die EU ist ein Stück erwachsener geworden. Sie hat endlich die ihr zur Verfügung stehende Macht und Härte genutzt, um dem serbischen Präsidenten klar zu machen: Die EU lässt sich nicht mehr auf der Nase herum tanzen. Entweder Vučić hört auf, immer wieder Spannungen in der Region zu schüren – oder kein EU-Beitritt Serbiens. Entweder er blockiert den Weg des Kosovo in die UNO nicht länger – oder Europa stoppt seine Investitionen in Serbien.

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