Es gibt auch andere Werte als Geld
Da schlägt die Stunde der Zurufer, der Zauderer und Warner.
Es ist das schmerzlichste Resultat der Finanzkrise und der aus ihr resultierenden Mut- und Perspektivenlosigkeit: Die Staaten und ihre Bürger haben gelernt, klein beizugeben. Wir wursteln uns durch den finanziell kaum zu bewältigenden Alltag, zahlen Milliarden dafür, dass eine Pleitebank abgewickelt wird. Aber Geld in etwas zu stecken, das "nur" einen kulturellen Gewinn abwirft, das kommt nicht mehr infrage.
Auch an der Diskussion um die Sammlung Essl zeigt sich das. Man könnte ein Geschäft machen, bei dem wir am Ende sogar etwas besitzen: Nämlich einen wesentlichen Teil der eigenen Kulturgeschichte. Und da schlägt die Stunde der Zurufer, der Zauderer und Warner.
Museumsdirektoren etwa, selbst unter finanziellem Druck, geben sich gekränkt und pochen darauf, dass nur Teile der Essl-Sammlung bleibenden Wert haben (was in den Sammlungen der Bundesmuseen nicht anders ist). Der Wutbürger entdeckt den inneren Kunstkritiker und verwahrt sich dagegen, dieses "Geschmiere" zu kaufen.
Man könnte dieses Geld – es geht um 86 Millionen Euro – doch viel sinnvoller einsetzen! Aber kann man?
Im Nutzen für heute und morgen – sicher. Aber wir wollen kurz einmal, trotz Krise, an übermorgen denken. Hoffnung schöpfen, dass Österreich nicht für immer in der inneren Krise sein wird. Und sich irgendwann darüber informieren will, wie die hiesige Kunst nach 1945 so war. Wir könnten dann darüber nachdenken, was uns die eigene Geschichte eigentlich wert sein müsste.
Wer dazu zu mutlos ist, kann sich auch denken: Kaum etwas hat zuletzt so an Wert gewonnen wie Kunst. Der Ankauf könnte also auch einfach nur ein gutes Geschäft sein.
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