Eine nette populistische Geste
Wolfgang Unterhuber
19.12.22, 18:20Nach langem Gezerre hat die Regierung jetzt also die Reform der Maklergebühr beschlossen. Bisher muss ein Mieter für eine neue Wohnung bis zu zwei Bruttomonatsmieten bezahlen, auch wenn er gar keinen Makler beauftragt hat. In Zukunft zahlt für die Vermietung einer Wohnung derjenige Provision, der den Auftrag erteilt. Das wird also dann der Vermieter sein. Ob der freilich noch einen Makler damit beauftragen wird, ist offen.
Ähnlich wie in Deutschland
In Deutschland wurde vor sieben Jahren ein ähnliches Gesetz beschlossen. Davor gaben 62 Prozent der Vermieter einem Makler den Auftrag zur Vermietung einer Wohnung, jetzt ist es nur noch etwas mehr als ein Drittel. Für die Makler selbst bedeutet die Reform jedenfalls einen dramatischen Umsatzeinbruch. In Deutschland lag der bei 37 Prozent. Makler, die also nicht schon längst auf Kauf-Immobilien gesetzt haben, haben jetzt ein Existenzproblem.
Aus Konsumentensicht ist der Wegfall von zwei Monatsbruttomieten für „nur Wohnungstür aufsperren“ (vor allem für junge Leute) natürlich positiv. Vor allem weil man durch zunehmend befristete Mietverträge öfter gezwungen wird, sich eine neue Wohnung zu suchen. Das Beispiel Deutschland zeigt aber auch: Die Vermietung von Wohnungen gleitet in die Intransparenz ab. Wohnungen werden dann gerade von wirtschaftlich kleineren Eigentümern sehr oft „unter der Hand“ vergeben. Das birgt die Gefahr rechtlicher Auseinandersetzungen. Deswegen waren die Mieterschutzvereinigungen hierzulande auch massiv für diese Reform. Weil es ihr Geschäft beleben wird.
Ob die Regierungsverantwortlichen hierzulande derartige Konsequenzen ihres Handels im Auge hatten, ist unklar. Auf jeden Fall wollte die Regierung damit ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen, nachdem der Koalitionsmotor zuletzt ins Stocken geraten war und Erinnerungen an die rot-schwarzen Blockade-Koalitionen wach wurden.
Wohnen wird weiterhin immer teurer
Das Grundproblem, nämlich dass Wohnen immer teurer wird, wird mit der Reform natürlich nicht gelöst. Die Mieten werden wegen der Inflation weiter hinaufschießen, weil die Vermieter wegen ihrer Instandhaltungspflichten ihre höheren Kosten weitergeben müssen. Dazu kommen die explodierenden Strom- und vor allem Heizkosten – besonders, wenn Gas im Spiel ist. Die Politik verteilt zwar gerne Almosen, die übrigens von den Steuerzahlern stammen, aber das sind nur Tropfen auf vielen heißen Steinen. Die volle Wahrheit der steigenden Wohnkosten wird alle erst 2023 treffen.
So gesehen ist die Reform der Maklergebühr eine nette populistische Geste. Mit dem oftmals bemühten Propaganda-Slogan von leistbarem Wohnen hat das aber genau gar nichts zu tun.
Kommentare