Eine Nasenspitze Baby, und alles ist gut

Trump, Erdoğan, Maduro – die Welt tickt schon ungemütlich genug. Mehr Königs, bitte.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

What a run, wie der Engländer sagen würde – was haben die gerade für einen Lauf:

Die Zauberer aus Liverpool kicken den FC Messi doch noch aus der Champions League, und Tottenham tut's ihnen gleich. Die Briten dürfen, weil der Brexit noch braucht, doch an der EU-Wahl teilnehmen (ok, das freut nicht alle). Und Prinz Harry und Meghan präsentieren der Welt eine Nasenspitze Baby Sussex. Jetzt wissen wir endlich, wie der Spross eines Windsors und einer amerikanischen Bürgerlichen aussieht: circa so wie jedes Baby.

Und die Welt, apropos? Dreht sich. Die USA und der Iran rasseln Säbel; Donald Trump dilettiert als Präsident in seiner Realitysoap; der türkische Sultan und Geistesverwandte seines Schlags treten die Demokratie mit Füßen; und die Maduros dieser Welt verwandeln den Reichtum ihres Volkes in Bettel.

Trotzdem fegt der Siebente in der Reihe der britischen Thronfolger alle von den Titelseiten.

Binsenweisheit: nicht trotzdem, sondern deshalb. Die heile Welt der Goldenen Blätter, verstärkt durch Social Media, ist in Zeiten einer immer rücksichtsloser tickenden Restwelt ein Sehnsuchtsort. Und Königs in Großbritannien sind heil. Das war schon mal anders. Aber nicht zuletzt die Medien haben’s wieder zurechtgebogen. Das Foto gestern aus Schloss Windsor kam nicht ganz so atemlos in die Welt wie seinerzeit das des Kate-Erstgeborenen (wir erinnern uns an die fünfstündige Live-Übertragung einer Spitalstür), aber mit Meghan ist eh alles ein bisserl luftiger-flotter am Hof ...

Wie im echten Leben: Eine Nasenspitze Baby lenkt von Vielem ab. Danke, England, für die Ablenkung von der Welt. Übrigens: Der Run ist verdient. Wenn jetzt auch noch der Brexit ganz ausfällt, ist überhaupt alles wieder gut.

Kommentare