Eine Dirndl-Koalition statt Türkis-Blau: Treibt es Schwarz mit Grün-Pink zu bunt?

Mit Salzburg verschmäht der dritte ÖVP-Länderfürst blaue Avancen. Warum auch Kurz gut damit leben kann
Josef Votzi

Josef Votzi

Erst Schwarz-Grün in Vorarlberg, dann in Tirol und jetzt Schwarz-Grün-Pink in Salzburg. Die erste Dreier-Koalition regt nicht nur die Fantasie an: Ist das nach deutschem Vorbild eine Jamaica- oder doch auf gut österreichisch eine Dirndl-Koalition (© Erhard Busek)? In einem sind sich verschmähte Parteifunktionäre und Polit-Kiebitze sicher: Haslauers Partnerwahl ist ein Affront gegen Kurz. Nach Günther Platter zeigt ein Landesfürst mehr dem Parteichef in guter alter ÖVP-Manier die kalte Schulter. Ein Kurz-Schluss, der einem zweiten Blick nicht standhält. Fakt bleibt zwar: Die Haslauers haben zu allererst die Zukunft der Haslauers im Blick. Das Wohlergehen der Bundes-ÖVP? Nebensache – solange sie sich nicht einmischt oder störenden Gegenwind erzeugt.

Dazu kommt: Grün ist für Schwarz in Salzburg (wie in Tirol und Vorarlberg) ein bereits vertrauter Partner, Blau zu unberechenbar, Rot zu altvaterisch. An zwei kleinere Partner muss Haslauer weniger Macht abgeben als an einen größeren. Und last but not least: Im frisch geschneiderten schwarz-grün-pinken Dirndl posiert es sich besser als im abgetragenen Schwarz-Blau.

Aber auch Kurz denkt zuallererst an Kurz – und kalkuliert so: Länderkoalitionen mit Blau werten die FPÖ nach mäßigen Wahlergebnissen über Gebühr auf – und machen Abtauschgeschäfte in der Koalition teurer. Mit Schwarz-Grün oder Schwarz-Grün-Pink bleiben Alternativen zu Blau für alle sichtbar im Spiel. Und was ist mit der freimütigen Botschaft Haslauers, Kurz hätte in Salzburg lieber Schwarz-Blau als die Dirndl-Koalition gehabt? Diese hatte zuvorderst Blau als Adressaten: Der türkise Kanzler habe alles für mehr blauen Einfluss in schwarzen Ländern getan, aber – mea culpa – diesmal hat es nicht sein wollen ...

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