Ein Wunder, dass der Papst so fröhlich ist

Josef Votzi
Vor fünf Jahren schaffte es erstmals ein Jesuit auf den Stuhl Petri: Ein Pontifikat als Himmelfahrtskommando.
Josef Votzi

Josef Votzi

Die Osterfeiertage sind für Katholiken das religiöse Hochfest des Jahres. Aber auch Taufscheinchristen, Andersgläubige und Agnostiker blicken abseits von Urbi et orbi aufmerksam nach Rom. Dieser Tage war es fünf Jahre her, dass Jorge Bergoglio mit einem schlichten „Buonasera“ (=Guten Abend) den Balkon des Petersdom betrat. In seinem bescheidenen Auftreten blieb er sich auch als Papst Franziskus treu. Er lehnt prunkvolle Ornate („Lasst die Faschingskostüme bleiben“), Diener und privaten Koch weiter ab, isst in der Mensa und wohnt mit allen im Gästehaus statt in den päpstlichen Gemächern .

Seine Wahl markiert mehrfach eine Zeitenwende: Erstmals schafft es ein Südamerikaner auf den Stuhl Petri, der zudem Jesuit und damit kein Repräsentant des reaktionären Flügels ist. Wer ihn je persönlich erleben durfte, bleibt – wie der Autor – nachhaltig beeindruckt. Bei seiner Inauguration machte die halbe Welt von Angela Merkel bis Jean-Claude Juncker, von US-Vizepräsident Joe Biden bis Robert Mugabe dem Papst die Aufwartung. Dementsprechend angespannt nervös war ob strengster Sicherheitsvorkehrungen die Stimmung am Petersplatz. Wo immer am Platz Franziskus dann auftauchte, machte er das mit seiner ansteckenden Fröhlichkeit vergessen.

  Irische Ex-Staatschefin aus Vatikan verbannt Seine persönliche Wirkung hat der Papst auch fünf Jahre danach nicht eingebüßt. Zwiespältiger fällt eine erste Bilanz seines Pontifikats aus. Jorge Bergoglio versteht sich auch als Franziskus primär als Seelsorger. Einer, der meist die richtigen Worte findet und über den Kreis der Gläubigen hinaus zu begeistern vermag. Spuren im kirchlichen Alltag hat er noch wenige hinterlassen. In Österreich leiden die Gemeinden mehr denn je unter massivem Klerikermangel. Der Dorfpfarrer, der seine Schäfchen von der Wiege bis zur Bahre begleitet, stirbt aus. Der Helikopter-Geistliche, der nur alle heiligen Zeiten zum Gottesdienst einschwebt, wird zur Regel. Das macht das Gemeindeleben steriler und unattraktiver. Die Courage, Frauen und Verheiratete zu geistlichen Ämtern zuzulassen, hatte auch Franziskus bislang nicht.

Am Frauentag sollte im Vatikan erneut eine internationale Konferenz über die Bühne gehen. Unter den Eingeladenen war auch die irische Ex-Staatspräsidentin Mary

McAleese – eine Konservative , die vehement für das Frauenpriestertum eintritt. Weil McAleese auf Geheiß des zuständigen Kardinals nicht ausgeladen wurde, verbannte er alle Teilnehmer aus dem Vatikan. Die Tagung wich ins benachbarte Jesuitenkolleg aus, in die alte geistige Heimat des neuen Vatikan-Hausherren. Rom-Kenner vermuten, nicht ohne päpstlichen Segen. Ihr Befund ist zugleich eine Bilanz seiner Amtsführung: Franziskus wollte seine Gegner mit einem Ja zum Auftritt der Frauenpriester-Aktivistin nicht (noch mehr) provozieren. Zum anderen aber die gutmeinenden Konferenz-Teilnehmer nicht total vor den Kopf stoßen.

Gottes Mühlen mahlen langsam. Im Vatikan mahlen sie auch in der Ära Franziskus bis dato langsamer als den darbenden Kirchen-Gemeinden guttut.

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