Es war schon keck: Auch wenn die CDU/CSU in Prozentpunkten nicht so viel hinter dem Wahlsieger SPD zu liegen kam – das schlechteste Ergebnis der Union in der Geschichte ist ein Erdbeben. Zumal in einem Deutschland, das fünf Jahrzehnte (von sieben) Unions-dominiert war.
Dennoch stellte Armin Laschet noch am Wahlabend den Kanzleranspruch. Anders als Gerhard Schröder vor 16 Jahren (der sprach Wahlsiegerin Angela Merkel in der Elefantenrunde leicht illuminiert ab, eine Regierung bilden zu können), verfolgte der CDU-Chef einen wohldurchdachten, offenbar im Vorfeld der Niederlage geschmiedeten Plan: Olaf Scholz und seine SPD sind bei der Regierungsbildung auf eine rot-grün-gelbe Koalition angewiesen, weil die Union als Juniorpartner einer GroKo nicht zur Verfügung steht; wenn aber die FDP sich der SPD verweigert, dann bin ich an der Reihe.
Am Montag kam Laschet in der Realität an: Die Springerpresse schoss sich auf ihn ein, kritische Stimmen kamen aus der CSU und aus den eigenen Reihen. Und plötzlich war der Regierungsanspruch ein Angebot, aber ein ernst gemeintes. Motto: Den Strohhalm gibt’s, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Man muss hoffen, dass sie schnell stirbt. Stimmt schon, es sind auch Zweite und Dritte (schlag nach bei Wolfgang Schüssel) Kanzler geworden. Aber ein abgewirtschafteter CDU-Chef, bevor er wirtschaften konnte, einer, der von „Erneuerung der Partei auf allen Ebenen“ faselt und mit Hilfe von Grün und FDP grad doch noch Kanzler werden will – der soll Lenker der Wirtschaftsmacht Nummer 1 in Europa sein?
Nein, Armin Laschet sollte akzeptieren, dass Machtwechsel Teil der Demokratie sind. Dass ein Wechsel von Mitte zu Mitte (dort steht auch Olaf Scholz) kein Beinbruch ist. Und dass das Klammern an die Macht auch seine Partei keinen Schritt weiter bringt. Deutschland auch nicht.
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