Drei Ego-Dauerläufer, eine Erfolgsformel?
Sebastian Kurz, Peter Pilz und Irmgard Griss haben eines gemeinsam: Ohne sie sind ihre Parteien bald nichts.
"Wonn’s laft, donn laft’s!" – Der Spruch des dreifachen Ski-WM-Siegers Rudi Nierlich (mit 25 tragisch verunglückt) blieb bis heute legendär. Gilt das auch für die Politik, wenn es gilt auf den ersten Blick unerklärliche Erfolgsserien zu deuten? Wo immer dieser Tage die Debatte auf Politik kommt, kreist sie bald um drei Fragen: Wie macht das der Kurz, dass er alle anderen abhängt? Warum "laft" es so für Peter Pilz? "Laft" es für die Neos mit Irmgard Griss doch wieder?
- Peter Pilz war grüner Parlamentarier der ersten Stunde. 31 Jahre danach mit den Grünen als "Altpartei" Schluss zu machen und nach Abwahl am Parteitag mit einer eigenen Liste anzutreten, würde bei jedem anderen mit einem Bauchfleck enden. Peter Pilz hat beste Chancen als Mandatar von eigenen Gnaden wieder im Parlament zu sitzen. Der jahrzehntelang kultivierte Konflikt mit allen (inklusive den eigenen Spitzen) trägt Früchte. Die grüne Partei, heute ein Sammelbecken der Namenlosen, liegt am Boden. Enttäuschte Wähler von gestern suchen ihr Heil beim letzten grünen "Hero", Charakterkopf Pilz.
– Irmgard Griss, die Heldin des liberal-bürgerlichen Lagers bei der Hofburg-Wahl, war drauf und dran, ihre Hunderttausenden Wähler durch monatelanges Hin und Her zu vergrämen: Dockt sie bei Kurz oder Neos an? Probiert sie es allein? Herauskam: Neos mit Griss – die Ex-OGH-Chefin im Paarlauf mit Matthias Strolz. Die Überlebenschance für die Neos ist wieder intakt. Doppelspitzen bleiben aber lebensgefährlich fragil. Sie scheitern nur dann nicht, wenn beide ohne Wenn und Aber miteinander können. Ausgang im Fall des vielfach ungleichen Duos: offen.
- Sebastian Kurz scheint ein Dauer-Abo auf "Wonn’s laft, donn laft’s!" zu haben. Das macht seine Gegner bald ratlos und einige Parteifreunde bereits ein wenig ängstlich. Der schwarz-türkise Hoffnungsträger führte diese Woche einmal mehr vor, wie man sich erfolgreich über Wasser halten kann – ohne, wie Spötter auch in den eigenen Reihen sagen – bald über Wasser gehen zu müssen. Letzter Schlagabtausch zwischen Rot und Schwarz beim Neuwahlbeschluss im Parlament: Kurz macht zeitgleich lieber für "Mittelmeerroute schließen" – diesmal in Bozen – mobil.
Der kühle Stratege weiß, dass er seine Poleposition in der Wahl 2017 zwei Startvorteilen verdankt. Kurz setzt wie eine Maschine weiter auf "Hart, aber herzlich" und lässt sich weiter auf keine politischen Raufhändel ein. Und er zehrt von seinem politischen Kapital, das er am ersten Höhepunkt der Flüchtlingskrise aufgebaut hat. Kurz sagte bereits 2015 als einziger Minister, was die Mehrheit schon damals hören wollte – und heute die ganze rot-schwarze Regierung im Chor sagt: Wir schaffen das so nicht mehr.
Noch sind es gut 90 Tage bis zur Wahl. Sebastian Kurz ist für viele abseits von Islamkindergärten und Flüchtlingen noch eine Blackbox. Wie hält er es mit Gretchenfragen wie: Kammerzwang abschaffen? Pensions-Privilegien knacken? Kündigungsschutz lockern? Arbeitszeit auf 12 Stunden ausdehnen? Oder reicht auch hier Kurz’ bewährte Erfolgsformel: Das sympathische Wie zählt mehr als das tiefergehende Was. Denn "Wonn’s laft, donn laft’s!"?
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