Die Zeitumstellung und der Unfug

Das EU-Parlament will das Uhren-Verdrehen ab 2021 beenden – warum eigentlich?
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Zeit gilt als Inbegriff der unbestechlichen Verlässlichkeit. Noch verlässlicher kommt nur, zwei mal im Jahr: das Debattieren über die Umstellung der Zeit, von Winter auf Sommer und retour. Und der Zeigefinger der Besserwisser: Nein, nicht die Zeit wird umgestellt, sondern die Uhr. Und es gibt keine Winter-, sondern nur eine Normalzeit.

Geschenkt. Aber sonst: Seit 40 Jahren drehen wir am letzten Märzsonntag die Uhr eine Stunde vor und im späten Oktober eine Stunde zurück. Und so lange schon befassen wir uns ernsthaft (ernsthaft?) mit Studien, die erklären, warum die Milchkuh nach der Umstellung zickt und warum beim Menschen die Unfallhäufigkeit steigt (eine Studie, ob die auch beim Urlauber mit Zeitverschiebung steigt, gibt es nicht).

Dieser grobe Unfug ist kein Phänomen im Berufsjammertal Österreich – in Russland hat Wladimir Putin längst auf Dauer-Winter (pardon: Normalzeit) umstellen lassen. In der Türkei herrscht trotz Sultan Erdoğan seit einigen Jahren ewiger Sommer.

In Europa hat sich die EU der Sache angenommen: Sie hat online abstimmen lassen, und 84 Prozent haben sich für ein Ende des Umstellens ausgesprochen. Allerdings: abgestimmt haben 4,6 Millionen Europäer bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 500 Millionen.

Seither wird herumgeschustert, Kommission, Minister, jetzt das EU-Parlament, ein Aus für die Umstellung 2021 – und dann? Alle Staaten mit gleicher Sommerzeit? Oder Normalzeit? Jeder wie er mag? Alle haben eine Meinung dazu. Und alle haben recht.

Apropos recht haben: Wie wär’s, wenn man einfach alles so lässt, wie’s ist? Seit 40 Jahren: Im Sommer länger hell, im Winter früher hell. Und niemandem hat’s geschadet. Bitte, danke!andreas.schwarz

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