Privatunis: Die ungesunde Angst vor der Elite

Die Studiengebühren liegen (pro Semester) im fünfstelligen Bereich, die Qualität der Ausbildung ist mitunter zweifelhaft: Mit der Kremser Danube Private University droht die nächste Privat-Uni die Akkreditierung für ihren Humanmedizin-Studiengang zu verlieren – nur wenige Monate, nachdem die Wiener Sigmund-Freud-Privatuni für negative Schlagzeilen sorgte. Das ist nicht nur eine Hiobsbotschaft für rund 400 Studierende und noch mehr Absolventen (deren Qualifikation ebenfalls in Zweifel gezogen wird) im Speziellen und für das Gesundheitswesen im Allgemeinen, das angesichts überfüllter Spitäler die Mediziner dringend benötigt. Sondern ein neuerlicher Beweis dafür, dass es am System der heimischen Privat-Unis krankt.
Von den beeindruckenden Bildern ausländischer Privat-Unis – dort wird in historischen Gemäuern unter modernsten Bedingungen unterrichtet, sogar Nobelpreisträger stehen als Lehrende im Hörsaal – ist Österreich weit entfernt. Hierzulande sind die privaten Hochschulen keine traditionsreichen Elite-Einrichtungen (Ausnahmen in Kunst und Musik bestätigen die Regel), deren Absolventen alle Türen offenstehen. Vielmehr sind sie oft Auffangbecken für jene, die an Aufnahmetests der öffentlichen Unis gescheitert sind. Wenn Mama und Papa über genügend Kleingeld verfügen, kann man es sich so noch richten. Das Stipendienwesen ist unterentwickelt, und wenn es doch Förderungen gibt, so profitieren selten die Begabtesten. Es hat einen Grund, warum hierzulande der Bildungsgrad stärker vererbt wird als anderswo.

Nicht zuletzt sind die (Privat-)Unis ein Spielzeug selbstverliebter Landeskaiser aller Couleur, die sich ein akademisches Denkmal setzen wollen. (Schlag nach bei: Linzer Med-Uni und Josef Pühringer.) Wen wundert es, dass von den Unruhen an der Kremser Uni auch das Burgenland betroffen ist, das Jungen aus dem eigenen Bundesland zu Plätzen verhalf – gegen die Verpflichtung, nach Abschluss brav nach Hause zurückzukehren und die Schuld abzuarbeiten. Ein Paradebeispiel für Provinzialismus.
In einer Zeit, in der Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit einer Gesellschaft vor allem von Wissen und Innovationskraft abhängig sind, ist der Irrweg fatal. Es braucht Kooperation statt Kleinteiligkeit (das kleine Österreich hat, alle FH und Pädagogische Hochschulen eingerechnet, irrsinnigerweise mehr als 70 akademische Einrichtungen) und Internationalität statt Kleingeistigkeit. Nur so kann man an der Spitze mitspielen. Klar, in einem Land, das eine ungesunde Skepsis gegenüber Eliten – weil es nur Macht- und Geld-Eliten meint, und nicht an intellektuelle Exzellenz denkt – an den Tag legt, tut man sich damit generell schwer. Übrigens: Dass man erst 1999 überhaupt eine vernünftige rechtliche Grundlage für private Unis schuf, passt ins Bild. Langsam wird es dennoch Zeit, die Kinderkrankheiten auszukurieren.
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