Die gute Schule, Teil 4

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Vielleicht, weil Leistung für sie nie Selbstzweck war?

von Niki Glattauer

über Sonja Hammerschmid

Sonja Hammerschmid, deren Kommentar 1 dieser Mini-Serie zugrunde liegt, ist Rektorin der Veterinärmedizinischen Uni Wien. Als erste Frau wurde sie heuer zur Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz gewählt. Eine Bilderbuchkarriere – und doch kommt das Wort Leistung in ihrem Text kein einziges Mal vor. Vielleicht, weil Leistung für sie nie Selbstzweck war? Vielleicht, weil sich Leistung automatisch ergibt, wenn Begeisterung, Kreativität, Fleiß, Ausdauer, Disziplin, Wertschätzung und Unterstützung zusammenkommen?

"Es waren die Menschen in der Schule", schreibt Sonja Hammerschmid, "die es verstanden, in mir die Begeisterung und Neugier für Neues zu wecken und meine Talente zu fördern. Meine Lehrer übten ihren Beruf mit Hingabe aus und setzten sich für uns ein. Mein Volksschullehrer gestaltete seinen Unterricht aus heutiger Sicht völlig innovativ, er ersparte uns sogar die täglichen Hausübungen." Und heute? Welch Wehklagen vieler Eltern, wenn Lehrerinnen nicht genug Hausübungen geben! Welch ein Aufschrei, wenn das Bildungsministerium (das ich für ein gutes halte, nur für eines, das bis zur Handlungsunfähigkeit blockiert wird) das Noten-System reformieren will! Als bräuchte es irgendwo im Leben fünf Noten, um Leistungen beurteilen zu können.

Aber mir geht es heute um ein anderes Wort: Begeisterung. Und hier orte ich einen Skandal: In Österreich sollen Lehrerinnen Begeisterung für Fächer wecken, in denen sie selber keinen einzigen Tag ausgebildet wurden! Anders als in AHS werden Lehrerinnen an NMS nämlich nicht gemäß ihrer geprüften Lehramtsfächer eingesetzt, sondern – nach Bedarf! In der Praxis heißt das, dass Zigtausenden Kindern Turnen von der Musiklehrerin beigebracht wird (oder auch nicht), Musik vom Biologen usw.

Ich kenne keinen einzigen Lehrer, mich eingeschlossen, der NICHT auch ein Fach unterrichtet, das er nie gelernt hat. Was aber tut der Geschichtslehrer, der Chemie unterrichten muss? Statt in der Stunde Begeisterung zu wecken, sucht er am Wochenende sein Thema verzweifelt im Chemiebuch, dann googelt er "Ionenbindung"... (diepresse.com/home/bildung)

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