Die Angst vor der Klimawende

Broken piggy bank
Die Bürger wollen Öko-Energien ausbauen und autark werden. Für die Ängste ist vor allem die Politik verantwortlich
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Bundeskanzler Karl Nehammer wird am Mittwoch seinen ersten Autogipfel abhalten. Er spricht vom „Autoland Österreich“ und wie wir das mit „grünen Verbrennerautos“ auch bleiben können. Österreich liegt im EU-Vergleich (Anzahl Pkw pro 1.000 Einwohner) übrigens nur im EU-Schnitt (570 Pkw), auf Platz 1 sind die Polen (687 Pkw).

Die Sorge ist, dass Nehammer wirklich eine Erzählung beginnt, wonach niemand auf E-Autos umsteigen muss, da ohnehin demnächst klimaneutrale E-Fuels getankt werden können und wir somit fröhlich auch in Zukunft das Gaspedal und nicht das Strompedal durchdrücken können. Es ist schwer zu argumentieren, warum das nicht utopisch und verantwortungslos sein soll. Österreich hat einen wichtigen automotiven Sektor, vor allem, aber nicht nur als Zulieferindustrie für die deutsche Autoindustrie. Wer Autositze, Autofenster, Karosserien oder Blinker baut, wird sein Geschäft auch in Zukunft machen können. Wer Verbrennermotoren baut, Getriebe oder Abgasanlagen, wird sich hingegen um neue Geschäftsfelder kümmern müssen, denn diese werden bei der Mobilitätswende nicht mehr gebraucht.

Probleme werden auch die Kfz-Werkstätten bekommen – in einem E-Auto sind viel weniger sensible Teile verbaut. Gleiches gilt für die über 2.700 Tankstellen, die es aus unerfindlichen Gründen nicht schaffen, eine Ladeinfrastruktur neben den Zapfsäulen aufzubauen.

Klar wären E-Fuels eine großartige Geschichte – wir müssten fast nichts umstellen und könnten den Großteil der fossilen Infrastruktur (Tankstellen) einfach behalten. Doch die Wahrheit ist, dass es die E-Fuels auch nicht bis 2035 in für den Pkw-Verkehr benötigten Mengen geben wird – etwa zehn Milliarden Liter werden jährlich nur in Österreich getankt.

Das Problem ist leider größer: Die Österreicher werden mit der Klima- und Energiewende überfordert. Politik und Medien erklären, dass jedes Haus saniert gehört, die fossile Heizung rausgeschmissen werden soll, Photovoltaik aufs Dach muss und ein E-Auto angeschafft gehört. In einer sozial prekären Zeit wie dieser macht das vor allem: Angst – und Wut. Die Energiewende ist eine Kostenfrage und noch viel mehr eine soziale Frage. Das sieht man besonders bei der Mobilitätswende. Es gibt kaum familientaugliche und leistbare E-Autos, der Großteil der neuen E-Autos sind Firmenwagen.

In dieser Situation kann man mit Überzeugung und der nötigen Verantwortung jeden Tag aufs Neue erklären, warum das Ziel eines energieautarken Österreichs mehr als erstrebenswert ist, warum eine Mobilität mit leisen E-Autos Städte zum Blühen bringen wird, und wie stolz Hausbesitzer sind, wenn sie dann ihr eigenes Stromkraftwerk auf dem Dach betreiben. Oder man kann es machen wie Karl Nehammer.

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