Die Ampel blinkt schon rot

Die Ampel blinkt schon rot
Wir stolpern leicht planlos von Problem zu Problem. Nach Kroatien kommen jetzt Spanien und Italien zurück in den Corona-Fokus.
Michael Bachner

Michael Bachner

Seit rund einem halben Jahr leben wir jetzt mit Corona und immer wieder bewirken einzelne Negativ-Ausreißer eine Art Panikreaktion. Die Nachricht vom Freitag, als mit nahezu 300 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden der höchste Wert seit April gemeldet wurde, war so ein Fall.

Kaum hatte der eine Minister, Rudolf Anschober, die schlechte Nachricht verkündet und laut über „Nachschärfungen“ nachgedacht, war vom anderen Minister, Alexander Schallenberg, schon die Reisewarnung für Kroatien ausgesprochen. Dabei hat sich das Kroatien-Problem seit Tagen angekündigt. Man musste sich nur die Bilder von den überfüllten Stränden in den Abendnachrichten zu Gemüte führen.

Angesichts der reisebedingten Cluster und steigenden Infektionszahlen blieb der Regierung wahrscheinlich keine andere Wahl, will sie sich nicht später grobe Versäumnisse im Kampf gegen das Virus vorwerfen lassen.

Aber: Jedes Mal gewinnt man den Eindruck, dass Türkis-Grün irgendwie unvorbereitet und leicht planlos in das nächste Problem hinein stolpert. Gerade im grenzüberschreitenden Reiseverkehr kann nicht genug kontrolliert und getestet werden und beides geschieht idealerweise abgestimmt mit Österreichs Nachbarn.

Ein Beispiel: Deutschland und Bayern dienten die längste Zeit als Vorbilder, weil dort wesentlich mehr getestet wird. Die jetzige Schlamperei mit den viel zu spät übermittelten Testergebnissen erinnert an ein simples Faktum: Die meisten deutschen Urlauber fahren am Heimweg von Kroatien & Co durch Österreich. Und weil bei uns Benzin und Diesel billiger sind, bleiben sie natürlich auch kurz bei den Tankstellen oder länger bei den Raststätten stehen.

Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, wäre demnach ein möglichst lückenloses Screening aller nach Österreich Einreisenden ein Gebot der Stunde – beginnend idealerweise beim Grenzübertritt.

Dazu hätte Österreich freilich längst die zigfache Testkapazität aufbauen müssen. Und das Beispiel zu Ende gedacht, würden Wien und München im besten Fall auch abgestimmt vorgehen, denn wir sitzen im selben Corona-Boot.

Blickt man weiter über den Tellerrand hinaus, wird vielleicht Spanien das nächste Mega-Problem. Zuletzt gab es aus Deutschland und Österreich nur Reisewarnungen für das Festland. Anders die Briten, sie warnen schon seit Ende Juli auch vor Reisen auf die Kanaren und Balearen – Berlin und Wien überlegen noch. Aber was genau? Ist ein Urlaub auf Mallorca gefährlich oder nicht? Ist das wirklich so schwierig zu beantworten? Während unsere „Experten“ also noch rätseln, läuft in Madrid bereits alles Richtung zweiter Lockdown. Die Nachrichten aus Spanien – aber zunehmend auch wieder aus Italien – sind wirklich besorgniserregend.

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