Diagnose: Schamlose Angstmacherei
Zieht die Politik hier nicht entschieden die Notbremse, wird die Panikmache bald wahr.
Beim Anblick der Suchbild-Rätsel kommt einem das Gruseln. Bild 1: Ein Patient hängt im Spitalsbett an der Infusion. Bild 2: Der Patient erstarrt vor Schreck, die Infusion ist weg. Des Bilderrätsels Lösung – das blüht uns allen, wenn die geplante Gesundheitsreform kommt: Der Krankenwagen ist weg. Das Medikament ist weg. Der Arzt ist weg – am Ende ist auch noch das gesamte Wiener AKH weg.
Die Ärztekammer übertreibt in ihrer jüngsten Inseratenkampagne nicht nur maßlos. Sie spielt auch schamlos mit unser aller Urangst um die Gesundheit. Grund zum Fürchten haben wir derzeit aber nicht vorm Gesundheitsminister, sondern vor wildgewordenen Ärztekammer-Funktionären. Denn nicht nur notorische Kritiker sprechen von „Panikmache“ . Mit dieser Begründung macht auch Niederösterreichs Ärztekammerchef bei der Horror-Kampagne nicht mit.
Fakt abseits jeder Polemik ist: Krankenkassen, Bund und Länder wollen via Gesundheitsreform kein einziges Spital oder eine Arztpraxis einsparen. Sie wollen lediglich erstmals gemeinsam auf die Kostenbremse treten. Die Gesundheitsausgaben sollen künftig nicht mehr ungehemmt steigen (in den letzten Jahren bis zu 7 Prozent). Die Kosten für Spitäler und Kassen werden nur noch maximal 3,6 Prozent jährlich ansteigen dürfen.
Tatsächlich ersparen wollen sich Bund, Länder und Kassen – vor allem durch ELGA – etwa teure Mehrfach-Diagnosen. Eine gemeinsame Steuerung aus einer Budgethand soll zudem den teuren Teufelskreis durchbrechen: Klamme Kassen schieben die Patienten vom Kassenarzt ins Spital ab. Die Zeche zahlen die Länder.
Zieht die Politik hier nicht entschieden die Notbremse, wird die Panikmache bald wahr: Dann droht tatsächlich das Kaputtsparen auf dem Rücken der Kranken .
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