Der unbekannte Dom

Selbst größte Liebhaber und profunde Kenner des Stephansdomes werden nie alles über dieses jahrhundertealte Gebäude wissen können.

Der unbekannte Dom

von Toni Faber

Über die Sendung "Mysterien von St. Stephan"

ORF III sendet zum dritten Mal am Ostermontag einen Film über Österreichs bekanntestes Gotteshaus: "Mysterien von St. Stephan – Der unbekannte Dom". Wie bei "Die Wiedergeburt eines Wahrzeichens" und "Pummerin – Die Stimme Österreichs" dürfen wir wieder neue Erkenntnisse und fantastische Bilder erwarten.

Seit 20 Jahren darf ich als Dompfarrer ein sehr eindrückliches Bild wieder live sehen, das auch im Film zu sehen sein wird: den Grundriss des Domes von oben. Neben meiner vielfältigen und mich so beglückenden Arbeit als Seelsorger bei Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Begräbnis, heiliger Messe und Beichte, gönne ich mir jedes Jahr die Besteigung des hohen Südturmes. Besonders herausfordernd sind die letzten 25 Meter, die außen am Turm an einem gesicherten Klettersteig zurückgelegt werden müssen. Wenn ich dann meine Hände auf die Turmkugel aus Messing unter dem Turmadler mit Doppelkreuz legen kann, denke ich besonders an das Jahr 2008, in dem diese Turmbekrönung nach erfolgreicher Restaurierung wieder mit dem Hubschrauber aufgesetzt wurde. Symbolische Gegenstände, die 150 Jahre davor bei der letzten Restaurierung des Turmes schon sicher dort verwahrt wurden, haben wir gemeinsam mit aktuellen hineingelegt. Dazu gehört auch das Panini-Heftchen meines damaligen Ministranten und Fußballfans Antonio. Er hatte bei der EM in Wien mitgefiebert und mir jeden Sonntag stolz von seinem wachsenden Sammelalbum berichtet. Interventionen seiner Mutter haben mitgeholfen, ihm dieses Geschenk für die Turmbekrönung zu entlocken. Jetzt ist es zusammen mit einer DVD des Neujahrskonzertes 2008, einer Scheckkarte mit dem Bild der Innenstadt und anderen zeitgenössischen Gegenständen in der Turmkugel verwahrt.

Wie schauten eigentlich die Pläne zum Ausbau des unvollendet gebliebenen Nordturmes aus? Bislang wurde davon ausgegangen, dass er ursprünglich genauso hoch wie der Südturm geplant war, also fast 137 Meter. Die genaue Analyse der noch vorhandenen Pläne ergab nun in der Computersimulation die unerwartete Höhe von sage und schreibe 167 Metern! Diese und andere Geheimnisse werden in der sensationellen Verfilmung von Günter Schilhan und seinem Team dank des Kulturkanals ORF III morgen zu sehen sein. Für mich ein Pflicht-Fernsehabend. Steht doch der Stephansdom, ein steingewordener Zeuge des österlichen Glaubens an die Auferstehung, im Mittelpunkt.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan. dompfarrer@stephansdom.at

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