Den Start-up-Zug abfahren lassen

Österreich hätte ein führendes Start-up-Land werden können, weil viele Voraussetzungen da waren. Leider hat man zu viel verschlafen.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Es hat anfangs gut ausgehen: Österreichs Start-up-Szene begann sich zu entwickeln, es gab einmal die Start-up-Week und ab 2012 das Pioneers-Festival in der Wiener Hofburg; klingende Namen unter den Business-Angels und Investoren trieben die Sache voran. Auch der eine oder andere größere Exit fand statt, allen voran unter den Investments von Hansi Hansmann, der mit Runtastic, Shpock, MySugr und jetzt Busuu zu den wichtigsten Spielern in der Start-up-Szene gehört.

Trotz dieser punktuellen Erfolge entwickelt sich in Österreich kein größeres, gut funktionierendes Start-up-Öko-System. Österreich hat in den vergangenen Jahren vieles versäumt und seinen anfangs guten Rang in Europa verloren – andere Standorte, allen voran London und Berlin, sind davongezogen.

Warum? Weil dort alles um ein schönes Stück einfacher ist. Ganz allgemein das Gründen, aber auch, um als Business-Angel oder Privater in Start-ups zu investieren (Steuererleichterungen) oder mit Sonder-Visa Talente aus dem (Nicht-EU-) Ausland zu rekrutieren. Von all dem spricht man in Österreich seit Jahren, allein: groß geändert hat sich nichts.

Womit es kein Wunder ist, dass sich heimische kluge Köpfe wie Bernhard Niesner von Busuu oder Valentin Stalf von N26 in Madrid, London oder Berlin ansiedeln. Sie finden dort eine sich gegenseitig fördernde Szene, viel sogenanntes Humankapital und eine Politik, die zumindest nichts verhindert. Während man in Österreich nicht nur nichts fördert, sondern auch noch die Rot-Weiß-Rot-Karte lanciert: Mit ihr sollten begehrte Fachkräfte ins Land geholt werden, wenn aber jemand aus dem EU-Ausland sechs Monate warten muss, bis banale Formalitäten erledigt sind, geht er/sie woanders hin. Alles sehr schade, weil die Chance da war, Österreich hier gut zu positionieren. Man hat es leider versäumt.

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