Demokratien müssen lernen, mit dem Social-Media-Hass umzugehen
Eine der inhaltslosesten Phrasenhüllen der Pandemie ist jene, dass man mit dem Virus leben lernen müsse. Es lässt sich leichter ein Pudding an die Wand nageln, als in Erfahrung bringen, was das genau heißen soll. Insbesondere für die auf absehbare Zeit ungeimpften Kinder.
Anderswo aber stimmt die Phrase, zumindest so halb. Denn womit wir wirklich leben lernen müssen – als Gesellschaft, als Einzelner –, ist die tägliche Dosis Gift, die aus den Sozialen Medien in die Gesellschaft schwappt. Man kann hierfür, leider, unzählige Beispiele anführen; nehmen wir die aktuellsten: Die Partnerin eines Politikers bekommt ein Kind – es folgen auf Glückwünsche gleich Hass und Häme. Oder: Fußballer verschießen Elfmeter – und werden übelst rassistisch beschimpft.
Es gibt gute Gründe, Soziale Medien zu nützen. Vor allem Twitter, Facebook und Telegram sind aber auch Megafone für den Narrensaum. Und die von dort verstärkte Narretei ist für manche ansteckend: Auch die persönlich nettesten und klügsten Menschen sind nicht immun gegen eine innere Radikalisierung, egal, in welche Richtung.
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