Dear, oh dear

Nahaufnahme von Liz Truss mit geschlossenen Augen.
Liz Truss scheiterte an heilloser Selbstüberschätzung und fehlendem Handwerkszeug.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

„Schon wieder da? Dear, oh dear.“ Wenig schmeichelhaft hat König Charles kürzlich die britische Premierministerin zur Audienz empfangen. „Schon wieder weg?“, könnte er ihr jetzt nachrufen. Das spöttische „Dear, oh dear“ würde auch passen.

Noch am Donnerstagvormittag hatte Liz Truss, die selbst ernannte Erbin der Margaret Thatcher, allen Rebellen in den eigenen Reihen mit Konsequenzen gedroht; am Nachmittag war sie Geschichte. Nach kaum 45 Tagen im Amt.

Die 47-jährige ist an ihrem überbordenden Ehrgeiz und ihrer Selbstüberschätzung gescheitert. Sie hat ihre Hingabe zur „Eisernen Lady“ überstilisiert, ohne nur im Ansatz deren Handwerkszeug besessen zu haben. Der gleichzeitige Hang zum Populismus (Steuerreform für ihre Klientel der Reichen und Unternehmer) brach ihr politisch das Genick.

Was bleibt von den letzten zwölf Tory-Jahren?  Erst ein Premier, der für sein politisches Überleben den EU-Austritt riskierte (David Cameron). Dann eine überforderte Nachfolgerin (Theresa May). Gefolgt vom Clown und Lügner Boris Johnson, der  das Königreich wider besseres Wissen in den Brexit führte, unter dem das Land heute ächzt. Und schließlich, dear, oh dear, Liz Truss.

Die Briten wünschen sich Stabilität. Endlich. Und die Labour-Opposition kann ohne eigenes Zutun vermutlich mit dem Zuschlag bei den nächsten Wahlen irgendwann rechnen. Das ist fast ein bisschen wie in Österreich.

Porträt eines Mannes mit Brille und blauem Sakko vor dem Schriftzug „Kurier Kommentar“.

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