Das ist dann doch vielleicht ein bisschen übertrieben. Und die Frage, ob die erste bürgerlich-grüne Regierung als Modell für Europa taugt, relativiert sich schon beim Blick auf französische oder andere Reaktionen, in denen sich Staunen mit tiefer Skepsis mischt – war der Kanzler kürzlich nicht noch alles andere als grün?
Soll heißen: Politische Modelle lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Alles mit einem Schema erklären zu wollen, ist eine Medien-Marotte. Das hat schon bei der Analyse nicht funktioniert, wie man der bröckelnden Sozialdemokratie auf die Beine helfen könnte – es gibt nicht die Sozialdemokratie. Die Misere der Frau Rendi-Wagner, des Herren Corbyn oder der deutschen SPD-Führung – wie heißt sie noch gleich? – ist keine für ein Patentrezept. Und die Erfolge der Linken in Portugal, Spanien, Dänemark oder Finnland haben ganz unterschiedliche Gründe.
Was die Grünen betrifft, gilt das genauso. Der Wunsch nach einer Ökologisierung von Gesellschaft und Politik ist weit verbreitet. Vielleicht geht’s ja ein bisschen vernünftiger, als mit dem Aktionismus der Greta Thunberg und ihrer Flugscham-Apologeten im Netz. Mit weniger weltfremder Dummheit wie der einer Carola Rackete. Aber Klima und Welt retten, ja bitte!
Damit enden aber schon die Gemeinsamkeiten. Dass Bürgerlich und Grün zusammengehen, ist eher ein spezifisch österreichischer Weg/Wunsch, wo das einmal schon fast der Fall war. Subtitel der Wünschenden: Grün und Vernunft kann doch gehen, oder? Aber Grüne sind da mehr links, dort mehr bürgerlich, einmal für erneuerbare Energie, ein andermal für Atomkraft – und die Frage, mit welchem politischen Lager grüne Ideen umgesetzt werden, ist vielleicht Ideologen wichtig, aber nicht Europa.
Türkis-Grün ein Modell für Europa also? Österreich genießt die Aufmerksamkeit, überschätzt sich aber wieder einmal maßlos. Abgesehen davon, dass das heute angelobte Modell erst einmal für Österreich funktionieren muss.
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