Das höhere Gut und die Anarchie

Das höhere Gut und die Anarchie
Sind Gesetze nicht gemacht worden, damit nicht jeder nach Gutdünken für sich (und andere) befinden kann, was gut und schlecht ist?
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Nach Tomatensauce auf einen Van Gogh und Kartoffelpüree auf einen Monet nun also Öl auf Gustav Klimts „Tod und Leben“, bzw. auf das Glas, das das Gemälde schützen soll: Der Schüttaktivismus der „Letzten Generation“ ist in Wien angekommen, die Bilder der attackierten Bilder sind blitzartig in die Welt multipliziert – Aktion gelungen.

Und sind es nicht tatsächlich lässliche Beeinträchtigungen, die die Gesellschaft durch die Aktivisten gerade erleidet: Ein bisschen im Stau stehen, wenn irgendwo jemand pickt (zu spät ins Spital ist halt ein Kollateralschaden); ein bisschen Glas putzen (wenn das Millionengemälde oder das Museums-Wesen Schaden erleidet, Pech) – weil: was ist das alles gegen den sterbenden Planeten? „Es sind harmlose Mückenstiche, die eine dickhäutige Gesellschaft kaum jucken“, schreibt das deutsche Magazin "Stern", und: „Für die Beurteilung von Protestaktionen ist Rechtmäßigkeit kein relevantes Kriterium“.

Kein? Relevantes? Kriterium? Das steht so nicht in einem Kommentar, sondern im Sachtext eines Mediums, das sich wie viele andere von journalistischen Kriterien (Recherche, Bericht, Analyse, Kommentar) verabschiedet hat und sich explizit zu Agenda-Journalismus bekennt. Im "Profil" wieder wundert sich der Chefredakteur, dass nur neun Prozent der Österreicher den Klimaaktivismus für gut halten. Und in der "Presse" wurde schon befürchtet, dass sich der Aktivismus tot läuft, wenn nicht Gemälde auch wirklich beschädigt werden.

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