Das Bundesheer ein Massenheer?

Rekruten des Gardebatallions  am Exerzierplatz der Maria Theresien-Kaserne in Wien
Ist die Allgemeine Wehrpflicht gleichbedeutend mit einem "Massenheer"? Die aktuellen Personalzahlen zeigen auf, dass dem nicht so ist.
Horst Mäder

Horst Mäder

Dass durch weniger Berufssoldaten, dafür aber mehr Zeitsoldaten das Heer verjüngt werden muss, steht außer Frage.

von Prof. Dr. Horst Mäder

über die Personalsituation im Heer

In den vergangenen Monaten wurde immer wieder postuliert, dass man heute kein „Massenheer“ benötige. Das ließe den Schluss zu, dass das Bundesheer derzeit ein Massenheer wäre. Dem ist jedoch nicht so.

Die Bundesheer-Reformkommission unter dem Vorsitz von Dr. Helmut Zilk hat für die Gegenwart und die absehbare Zukunft gründliche Analysen erstellt und weitreichende Empfehlungen gegeben. Bei der Streitkräfteentwicklung ist sie davon ausgegangen, dass zur Erfüllung der ebenfalls empfohlenen Aufgaben (wie sie nun auch in etwa in der „Sicherheitsstrategie“ sein werden) ein „Streitkräfteumfang von ca. 50.000 Personen erforderlich ist“. Und von diesem Gesamtumfang sollen „bis zu 50 Prozent Kaderpersonal (Bedienstete)“ als Richtgröße und zur Professionalisierung vorhanden sein. „Eigenständige Milizstrukturen sind dem genannten Gesamtumfang hinzu zu rechnen“, empfahl die Kommission. Auch innerhalb des Kaderpersonals sollte das Verhältnis so gestaltet sein, dass „im Sinn einer Umschichtung von der Grund- in die Einsatzorganisation in einem ersten Schritt ein Verhältnis von 1:1 zwischen Einsatz- und Grundorganisation anzustreben“ wäre. Dabei sind unter „Grundorganisation“ Führung, Planung, Beschaffung, Verwaltung, Ausbildung sowie Logistik zu verstehen.

Von 110.000 auf 55.000 Soldaten

Das Bundesheer hat die Empfehlungen der Reformkommission nach seinen Möglichkeiten weitest gehend umgesetzt und den Umfang seiner Mobilmachungsstärke von 110.000 auf 55.000 Soldaten (Festlegung des Nationalen Sicherheitsrates) reduziert. Die Kommanden der oberen Führung wurden von 6 auf 2, die Brigaden von 5 auf 4, die kleinen Verbände (Bataillone) von 57 auf 39 vermindert und die Militärkommanden unter Beibehaltung der Territorialaufgaben verkleinert.

Tatsächlich hat das Bundesheer heute nach öffentlichen Angaben des BMLVS etwa 16.000 Berufs- und Zeitsoldaten, 11.000 Grundwehrdiener und 28.000 Milizsoldaten. 8.500 Zivilbedienstete, erfüllen Verwaltungsaufgaben. Ist das ein „Massenheer“? Mit Sicherheit nicht.

Offene Probleme

Allerdings hat es Probleme mit dem Personal: Die im Rahmen der Transformierung von ihrer Funktion entbundenen Berufssoldaten, etwa mehr als 2.000, konnten entsprechend dem „Beamten-Status“ nur allmählich in die Pension abgehen oder in andere Ministerien umgeschichtet werden. Derzeit sollen nach Angaben des BMLVS noch etwa 900 Personen „über dem Stand“ geführt werden. Dass gleichzeitig durch weniger Berufssoldaten, dafür aber mehr Zeitsoldaten das Heer verjüngt werden muss, steht außer Frage.

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