Das Brexit-Tabu hält nicht

BRITAIN-POLITICS-CONSERVATIVE
Der Austritt aus der EU war im Duell um die Nachfolge von Boris Johnson kaum Thema.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Den Elefanten im Zimmer nennen die Briten Themen, denen alle Betroffenen so lange ausweichen, bis sie davon unweigerlich überrannt werden. Der Brexit, also Großbritanniens Ausstieg aus der EU, war der Elefant dieses sommerlichen Kandidatenduells um die Nachfolge Boris Johnsons, das Liz Truss mit hemdsärmeligem Populismus jetzt für sich entschieden hat.

Da konnten Inflationszahlen und Armutsraten noch so rasch in die Höhe schießen, Großbritannien in wirtschaftlichen Kennzahlen noch so weit hinter dem ohnehin lahmenden Europa hinterher hinken. Der Brexit, nein, der habe damit nichts zu tun. Der sei perfekt abgewickelt worden und Großbritannien somit in die große ökonomische Freiheit entlassen.

Unnötig zu sagen, dass unter den vordringlichsten Problemen, die auf die neue Premierministerin warten, Streitereien mit der EU sind. Denn das ach so freie Großbritannien hat nicht nur ein weiterhin ziemlich dickes gemeinsames Regelwerk mit der EU, es ist auch wirtschaftlich ganz eng mit dem Kontinent verzahnt. Die Renaissance der britischen Industrie, die ja Margaret Thatcher einst abgewrackt hatte, wäre ohne den europäischen Markt, europäische Investoren und europäische Partner nicht möglich gewesen. Großbritannien braucht dieses Europa – und früher oder später wird auch Truss das eingestehen müssen.

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