Cool bleiben

Aus der Reihe „Dinge, die man beim Reisen genau einmal falsch macht“ oder „Wie ich lernte, auf das Klimaanlagen-Symbol zu achten“.
Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Sommerurlaub in Portland, Oregon. Die Stadt im Westen der USA ist für ihr kühles Klima bekannt. Ich frohlocke in den Tagen vor dem Abflug bei diesem Gedanken. Ich kann Hitze nicht ausstehen (und Wien war damals mitten in einer Hitzewelle). Doch als ich in Portland aus dem Flugzeug steige, hat es 35 Grad. Ich erkenne, dass ich das Wetter am Ankunftsort in der App zu einem Zeitpunkt – und wohl auch nur sehr flüchtig – gecheckt hatte, als dort Nacht war. 15 Grad waren mir eh kühl vorgekommen.

„So eine Hitzewelle hatten wir ja seit Jahren nicht“, sagt der Taxifahrer auf dem Weg zu meinem Quartier. „Es ist ja immer kühl bei uns.“ Toll, denke ich. Aber dann fällt mir ein, dass Amerikaner doch bekannt dafür sind, dass sie alles klimatisieren und entspanne mich.

Bis ich mein Hotelzimmer betrete. Es ist ein Studierendenheim. Ich wohne im 40. Stock. Südseitig, mit großer Fensterfront, die man kaum öffnen kann, wie das im überregulierten Amerika nun einmal so ist. Beim Betreten bleibt mir die Luft weg. Es ist wahrscheinlich die einzige Unterkunft der Stadt ohne Klimaanlage.

Ein kleiner Ventilator klappert laut und tut sonst nicht sehr viel. Um die minimale Erfrischung zu spüren, muss man ganz nah dran stehen. Deshalb fange ich bald an, den Ventilator mitzunehmen, ins Badezimmer, zur kleinen Küchenzeile, vor den Kasten. Wie ein Haustier steht er neben mir, streckt mir die laut rotierenden Blätter entgegen.

Der Manager zuckt mit den Schultern, als ich ihn auf die Sauna-Situation im Zimmer anspreche. Es gebe leider keine Klimaanlage, das sei aber auch nirgendwo gestanden. Meist würden die Gäste nach Decken fragen. Es sei ja immer kühl in Portland. Ich würde ihm am liebsten an die Gurgel gehen.

Der Manager bietet mir einen zweiten Ventilator an. Er erfrischt noch ein bisschen weniger als der erste. Dafür ist er lauter.

 

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