Busseln und Drücken
Wie man grüßt, sagt auch etwas über die Zeit. Früher tauschten das bürgerlich-katholische und das sozialistische Lager noch die Standes-Botschaft „Grüß Gott“ gegen „Guten Tag“ (nur das uniforme „Mahlzeit“ einte alle Schichten). Heute ist die ausgestreckte Hand mit einem herzhaften „Ich bin zweimal geimpft“ der verbreitetste Gruß (die überzeugten Nichtgeimpften schütteln, umarmen, infizieren ohne Warngruß und Scham).
Nein, im Ernst: Die „Pandemie der Ungeimpften“, wie der Kanzler gerne sagt, ist gerade dabei, auch den Alltag der Geimpften zu beeinträchtigen (wetten, die FFP2-Maske, die wieder da ist, war am Ende nur der erste Schritt?) – da dilettieren alle noch in ihrer Unsicherheit, wie mit dem Kontakt zum Anderen umzugehen sei.
Eineinhalb Jahre lang wurde den Menschen suggeriert, dass Abstand die neue Nähe ist. Dass Händeschütteln schon in gesunden Zeiten ein Krankmacher war und ab der Zeitrechnung nach Corona auf alle Zeiten verpönt sein müsse. Aber in Wahrheit sucht der Mensch die Nähe abseits der virologisch-akademischen Naseweisheit und war zuletzt froh über ein Stück Normalität. Da fügt sich, dass er mit dem Händeschütteln und Umarmen eh nur dem Aufmerksamkeit heischenden Star-Virologen Christian Drosten folgt: Der sagt, dass die dritte Impfung ein Topfen ist, viel besser und immunisierender sei für Geimpfte, sich absichtlich zu infizieren. Also nur zu: Busselt und drückt Euch, was das Zeug hält! Jetzt, da die Corona-Ampel wieder orange leuchtet („hohes Infektionsrisiko“) und sich die Intensivstationen mit „Hätt-ich-mich-nur-impfen-lassen“-Patienten füllen, brauchen wir ohnehin Halt.
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