Brexit: Und niemand drückt die Stopptaste

In allen Umfragen sprechen sich die Briten für einen Verbleib in der EU aus - wieso reden wir noch über Brexit?
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Zweieinhalb Jahre nach dem Brexit-Referendum sind Briten und Europäer gleichermaßen genervt: Können die Modalitäten für den Austritt der Briten aus der EU jetzt bitte endlich festgenagelt werden? Die eigentliche Frage müsste aber lauten: Wieso treten die Briten überhaupt  aus?

In allen Umfragen seit dem Referendum hat sich eine immer stabilere Mehrheit für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Zuletzt waren es 54 Prozent, die negative Folgen eines Brexit  fürchten. Wieso drückt da niemand die Stopptaste?

Stimmt schon: Demokratie und Parlament sind den Briten noch heiliger als anderswo. Zu Recht. Und wenn einmal in gefühlt 150 Jahren auch noch das Volk über etwas abstimmen darf, dann ist ein Hinterfragen des Ergebnisses Blasphemie. Was außerdem stimmt: Man  kann nicht so lange abstimmen lassen, bis das Ergebnis „passt“, wem auch immer.

Großes Aber: Das Referendum wurde seinerzeit  von David Cameron ohne Not vom Zaun gebrochen. Es  wurde von skrupellosen Populisten wie Nigel Farage oder Boris Johnson  ungeniert lügend befeuert. Der Schreck in der Auszählungsnacht saß tief – mit dem Ergebnis (51,9 Prozent pro Brexit) hatte kaum wer gerechnet. Es kam zustande, weil vor allem die Jungen nicht damit gerechnet hatten und nicht abstimmen gingen.

Jetzt wachsen immer mehr Junge nach. Und fürchten um ihre Zukunft, wenn die eine ohne Europa sein sollte. Sie melden sich von Umfrage zu Umfrage zu Wort – und keiner will’s hören. Obwohl „demos“ in Demokratie eigentlich Volk bedeutet.

Freilich: Würde Theresa May unter einem Vorwand noch einmal abstimmen lassen, wäre sie politisch tot. Das ist die Realpolitik – die mit der Realität halt  oft wenig zu tun hat.

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