Experiment im Rollstuhl

Auch in die U-Bahn habe ich es relativ problemlos geschafft - viel belastender waren hier jedoch die mitleidigen Blicke der Fahrgäste.
Wie ich die Welt aus Po-Höhe erlebte und warum niemand an den Rollstuhl gefesselt ist.
Laila Docekal

Laila Docekal

Die mitleidigen Blicke als ich in die U-Bahn rolle, hätte ich lieber bekommen, als ich mit Krücken eingestiegen bin.

von Mag. Laila Daneshmandi

über ihre Erfahrungen im Rollstuhl

Mit meinem gebrochenen Bein erlebe ich derzeit einen Perspektivwechsel. Unterwegs mit den Krücken muss ich ständig auf den Boden schauen und jeden Schritt vorausplanen. Von der Umwelt bekomme ich recht wenig mit. Im Rahmen eines Workshops von „Licht für die Welt“ hatte ich nun die Gelegenheit, von Krücken auf den Rollstuhl umzusteigen – im ersten Moment ein Gewinn an Lebensqualität.

Auch, wenn ich plötzlich nur noch Bäuche und Hinterteile im Blickfeld habe, mein gesundes Bein darf endlich einmal Pause machen. Ich schaffe es wieder, ältere Fußgänger zu überholen (und werde nicht mehr überholt). Außerdem kann ich Dinge auf dem Schoß transportieren – mit den Krücken sind meine Hände ja ständig besetzt.

Doch die erste Hürde lässt nicht lange auf sich warten: eine Stufe zu einem Geschäft, in der Fußgängerzone, jeder Gehsteig. Ohne Hilfe sitze ich fest. Als ich versuche, über die Kabelabdeckung an einer Baustelle zu fahren, kippe ich mit dem Rollstuhl sogar nach hinten um (siehe Bilder). Im Supermarkt findet sich wenigstens schnell jemand, der mir Produkte aus den oberen Regalen reicht.

Die mitleidigen Blicke als ich in die U-Bahn rolle, hätte ich lieber bekommen, als ich mit Krücken eingestiegen bin (ein Sitzplatz wäre da übrigens auch sehr nett gewesen). Hier fällt es mir noch mehr auf als auf der Straße – alle schauen bedauernd auf mich herab. Angenehm ist das nicht. Mit Krücken hat man mich wenigstens auf Augenhöhe angesehen.

Dorothea Brożek, die den Rollstuhl-Workshop leitet, gibt noch Tipps für den Umgang für Menschen mit Behinderungen (Bitte nicht „Behinderte“!) auf den Weg: „Wir sind nicht an den Rollstuhl gefesselt, wir sitzen im Rollstuhl.“ Und: Hilfe anzubieten ist immer willkommen, doch Hilfe aufzudrängen, kann manchen zu viel sein. „Fragen Sie doch einfach!“

Fazit: Wer sich nur kurz in die Perspektive von Menschen mit Behinderung versetzt, merkt bald, mit welchen Hürden man im Alltag konfrontiert ist. Die größte Benachteiligung verursachen jedoch nicht körperliche Hindernisse, sondern menschliche Barrieren.

Experiment im Rollstuhl

Licht für die Welt , Rollstuhlfahren mit Laila Dan…
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