„Blutgeld“ und Verlogenheit

Immer gerne gesehener Gast: Wladimir Putin mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und dem früheren Wirtschaftskammerboss Christoph Leitl 2007 in Wien
Wer (Gas-)Geschäfte mit Wladimir Putin macht, füllt seine Kriegskasse. Das gilt für Österreich wie für andere in der EU.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Botschafter, die ins Außenministerium „zitiert“ werden, weil sie oder ihr Heimatstaat sich unbotmäßig verhalten haben, stammten zuletzt meist aus Russland und dem Iran. Auch der türkische Vertreter musste zum Rapport: Sein Präsident hatte Österreich wegen des Hissens der israelischen Flagge auf dem Kanzleramt verflucht.

Dass der Vertreter einer befreundeten Institution zitiert wird, ist ungewöhnlich. Dass er zugleich einen Rüffel von daheim erhält, auch. Martin Selmayr, verhaltenskreativer Repräsentant der EU in Wien, hat dieses Kunststück gebracht. Sein Vorwurf, Österreich kaufe Gas in Russland und schicke so „Blutgeld“ für den Ukraine-Krieg, sprengte das unter politischen Partnern Übliche.

Dabei hat Selmayr grundsätzlich recht. Österreich ist in hohem Maß von russischem Gas abhängig – zu 80 Prozent vor dem Krieg, jetzt immer noch zu 55. Geschuldet ist das der jahrzehntelangen dubiosen Freundschaft und peinlichen Unterwürfigkeit seiner Repräsentanten zu Präsident Putin und den daraus resultierenden langfristigen Lieferverträgen. „Wladimir Putins nützliche Idioten“ hat der britische Economist kürzlich getitelt und Österreich in der Liste derselben auf Platz zwei gesetzt.

Dieser Wahrheit steht aber die Verlogenheit der gesamten Debatte gegenüber, wie mit Russland umzugehen sei.

Kommentare