Randnotiz: Schuhwerk
Touristen sind ein homogenes Volk, da können sie aus noch so verschiedenen Ländern kommen. Aber irgendwie erzeugt das Bereisen fremder Gegenden gemeinsame Verhaltensweisen. Darüber könnte man jetzt Bücherreihen schreiben, aber das erspare ich Ihnen. Ich konzentriere mich auf das Detail Schuhwerk.
90 Prozent der Reisenden, die mir begegnen, tragen Trekking-Schuhe oder FlipFlops. Das wäre wenig bemerkenswert, würde ich, sagen wir: nur zwischen Stränden und Bergen pendeln. Aber, ha, das tu ich nicht. Ich war schon in Mexiko City, in Lima, in Buenos Aires. Ich war in Costa Ricas Dschungel, auf einem Vulkan in Guatemala und in der Pampa Feuerlands. Und auch dort, im Lärm der Großstadt und im rauen Wirbel der Wildnis, klappern einem ständig Flip und Flop über den Weg. Sind Schuhe bis zu den Knöcheln hochgeschnürt.
Mehr als die Outdoor-Treter irritieren mich dabei die Badeschlapfen. Einmal davon abgesehen, dass wir alle in, wasweißich, sagen wir: Turnschuhen, Halbschuhen, Sandalen, Stiefeln durch den heimischen Alltag zwischen Rendezvous, Arbeit und Einkauf watscheln. Davon abgesehen: Die Badeschlapfen schlagen sich oft mit den Umständen. Es sieht einfach eigen aus, oben Schal, weil der Wind so weht. Dicke Jacke, weil es nur zehn Grad hat. Lange Hose, weil eben. Tuch um die Ohren, Handschuhe, heißer Tee. Und FlipFlops. Ich erkläre mir das so: FlipFlops sind das Freiheitsgefühl der soeben verblichenen Nuller-Jahre. Woodstock, Kommunen, Schrebergarten, Cabrio, flexibles Arbeitszeitmodell, FlipFlops. Das ist Entwicklung. Im Urlaub lasse ich es mir gut gehen, da engen mich keine schnieken Ledernen ein, im Urlaub trage ich Plastik mit Band, Freiheit den Füßen. Wurscht, wie kalt es ist. Wurscht wie unpassend. Die Krux: FlipFlops sind wie Bauchtasche. Da wirst du nicht nur als Tourist erkannt, deine Füße schreien auch: Ich bin ein Tourist, nehmt mich nicht ernst. Ich habe gestern übrigens mein zweites Paar Schuhe stehen lassen. Nach den knöchelhohen Herbstschuhen in Lima nun auch die halbschuhhaften Segelschuhe in Mendoza. Die haben nämlich schon gerochen. Ich habe mir neue, ähnliche gekauft. Insofern ist diese Geschichte auch mein Dank an diese beiden Paar Schuhe, die nun sicher schon ein Peruaner und ein Argentinier tragen. p.s. Oh ja, ich wäre dankbar für andere Erklärungen zum FlipFlop-Kult der Societas Turistica.
Die Route bisher: Wien - Madrid (Spanien) - San José (Costa Rica) - Tortuguero - Puerto Viejo - Manzanillo - Vulkan Arenal - Monteverde - San Juan del Sur (Nicaragua) - Isla Ometepe - Granada - SOS Kinderdorf Santa Ana (El Salvador) - Quezaltenango (Guatemala) - Puerto Arista (Mexiko) - Oaxaca - Mexiko City - Lima (Peru) - Paracas - Nasca - Arequipa - Puno/Titicacasee - Isla Amantani - Cusco - Machu Picchu - Lima - Punta Arenas (Chile) - Tierra del Fuego, chilenischer Teil - Ushuaia (Argentinien) - Isla Carlos III. (Chile) - Puerto Natales - Torres del Paine - El Calafate (Argentinien) - Perito Moreno Gletscher - Buenos Aires - Mendoza - Valparaiso (Chile), nächstes Ziel: Santiago de Chile.Schnäppchen dieser Tage: 180 Argentinische Pesos (rund 30 Euro) für hervorragende neue Leder-Halbschuhe. In der Straße San Martin, Mendoza.Nepp dieser Tage: Taxipreise in Südamerika. Ganz allgemein. Daher: Fragen Sie immer VOR der Fahrt, was das denn kosten soll. Denn für dieselbe Strecke variiert der Preis im Nachhinein gerne mal um 300 Prozent. Und NACHHER diskutieren die Taxifahrer weniger engagiert, aber hitziger.
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