Randnotiz Lieblingsfrage

Randnotiz Lieblingsfrage
Muss man mit einer Weltreise wirklich warten, bis das Leben Schieflage hat? Klingt deppert, gell?

Gestern fragte man mich, warum ich diese Weltreise denn überhaupt mache? Die Frage kam nicht zum ersten Mal und stand wie immer am Ende eines mir bekannten Rattenschwanzes: He schön dich zu hören, du bist ja oft online, ach so, na wenn ich reise lese ich keine Emails und möchte gar nichts von daheim wissen, he du solltest auch gar nichts von daheim wissen wollen, ja eh jeder wie er will da ist jeder anders, aber so wie du das machst, naja warum machst du denn dann überhaupt eine Weltreise? Und da sieht man wieder, dass es dumme Fragen doch gibt.

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Trotzdem gönne ich diese Randnotiz der völlig überflüssigen Antwort auf meine Lieblingsfrage. Ja, natürlich, ich weiß schon, dass Sie das nicht interessiert. Sie lesen diesen Text, weil Sie sich für die Welt interessieren. Aber sehen Sie: Ich eben auch. Und (Achtung, langsam lesen, durchdenken) deswegen reise ich um die Welt. Unglaublich, nicht? Und unglaublich, dass es unglaublich ist. Dass einer reist, weil er Länder sehen will, Essen kosten, Sprachen hören, Menschen begegnen. Reist, um die Welt zu sehen, Neues kennen zu lernen, mit dem Taxifahrer in Buenos Aires über Wein oder mit dem Neuseeländer über das Segeln zu reden. Reist, um den Wecker nicht stellen zu müssen.

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Weil heutzutage ist das anders. Wenn einer lange Reisen oder Ähnliches tut, penetriert ihn seine Umwelt mit der auf Auge gedrückten Vermutung, dass er sich eine Auszeit nimmt. (übrigens, lustig: Es sind dieselben Menschen, die höhnisch meine "Auszeit" beneiden und mir gleich darauf Lehrmeisterliches über richtiges Reisen dozieren) Er ist dann einer, der ins Reine kommen möchte, womit auch immer. Einer, der Abstand sucht.

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Aber nicht mit mir. Der Abstand zu Freunden, Familie und meinem Leben war der größte Grund gegen diese Reise. Ich bin trotzdem gefahren. Und sitze jetzt manchmal mit dem Laptop am Schoß an der pazifischen Küste oder sonstwo. Dann rufe ich meine Lieben zu Hause an und frage, wie es geht. Dann schaue ich im Internet nach, wer die Streif gewonnen hat und welche Unwesentlichkeiten am Ballhausplatz passieren. Oder ich schreibe, arbeite. Mitten auf der Welt, während meiner Reise. Und dabei vermisse ich gerne mein Daheim. Oh ja, das geht sich aus, in einer Brust.

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